Kurier

Alle Achtung, Udo

Neu im Kino. „Mein Respekt vor Udo Jürgens ist immens gestiegen“: Moritz Bleibtreu im Interview über die Verfilmung des Musicals „Ich war noch niemals in New York“(ab 17. 10.).

- DIETER OSSWALD

Moritz Bleibtreu präsentier­t sich singend und tanzend zu denSongsvo­nUdoJürgen­sin der Verfilmung des Musicals „Ich war noch niemals in New York“. kurier.tv traf den 48jährigen Schauspiel­er zum Interview.

KURIER.TV: Herr Bleibtreu, der Trailer verspricht den „Gute-Laune-Film des Jahres“. Wie gut war die Laune bei den Dreharbeit­en?

Bleibtreu: Der Trailer liegt nicht falsch: Ich glaube, der Film kann den Menschen viel Freude bereiten. Uns Schauspiel­ern ist das schon bei den Dreharbeit­en so gegangen. Bei den meisten Filmen hat man nach einer Woche ein Gefühl dafür, ob die Sache lustig werden wird oder in eine falsche Richtung läuft. „Ich war noch niemals in New York“stand von Anfang an klar unter einem guten Stern.

Sie haben schon Terroriste­n, Nazis und Kiffer gespielt. Ein Musical-Auftritt wirkt gleichwohl überrasche­nd. Wie kam es dazu?

In meiner Karriere habe ich ja immer wieder Filme gemacht, bei denen ich versuchte,michselbst­zuüberrasc­hen. Das Ergebnis hat bisweilen auch andere überrascht – und dies ist wieder so ein Fall. (lacht) Zunächst war ich skeptisch: Udo Jürgens ist ein Universum, mit dem ich bislang nicht so wahnsinnig viel zu tun hatte. Aber an diesem Projekt waren viele Leute beteiligt, die ich schätze und mag. Mit Regisseur Philipp Stölzl habe ich schon „Goethe!“gedreht, da wusste ich, dass das etwas Besonderes wird. Gerade, weil mir das Thema so fremd war, hat es mich gereizt.

Das Musical hat über sechs Millionen Zuschauer verbucht – je komplizier­ter die Zeiten, desto beliebter die heile Welt in der Kunst? Das würde ich so gar nicht sagen. Musicals waren ja schon im deutschen Kino der 1950er- und 1960er-Jahre die großen Publikumsl­ieblinge. Irgendwann geriet das Genre in Vergessenh­eit und wurde erst durch Erfolge von „Mamma Mia!“wiederentd­eckt. Wenn unser Film daran anknüpfen kann, würde mich das persönlich sehr freuen, schließlic­h lebt Kino von der Genre-Vielfalt.

Wenn schon kein Fan von Udo Jürgens, wie sieht Ihr Verhältnis zum Schlager aus? Wenn es um eigene Künstler geht, tun wir uns in Deutschlan­d emotional immer noch ein bisschen schwer. Da wird ein Udo Jürgens schnell in die Schublade Schlager gesteckt

– wo er vollkommen falsch aufgehoben ist. Jürgens ist im besten Sinn ein Chansonnie­r, vergleichb­ar mit Ute Lemper oder Patricia Kaas. Diese Qualität wurde vielfach verkannt, auch von mir. Erst jetzt habe ich erkannt, dass es bei diesem Musiker viel mehr zu entdecken gibt. Mein Respekt und meine Achtung vor dem Künstler Udo Jürgens sind immens gestiegen. Schade, dass er diesen Film nicht mehr erleben konnte, er hätte sich bestimmt sehr gefreut.

Haben Sie mittlerwei­le einen Lieblingss­ong von Udo Jürgens? „Merci, Chérie“, ich kann’s nicht so gut wie Helene Fischer,aberichhab­emeinBeste­s gegeben.

Wie fühlten Sie sich in dem schrill blauen Pullover, den Sie im Film tragen? Wir wussten von Anfang an, dass wir mit einer Überhöhung spielen. Es war völlig klar, dass wir Screwball-Elemente wie jenen blauen Pulli benötigen. In der richtigen Balance liegt die größte Herausford­erung bei diesem Film: Man darf nicht zu sehr übertreibe­n, anderersei­ts soll eine Welt geboten werden, die jenseits der bekannten Normalität liegt.

Taucht der blaue Pullover auch im Psychothri­ller „Cortex“auf, mit dem Sie demnächstI­hrRegiedeb­ütgeben? Keine Sorge: Mein blauer Pulli kommt nicht nochmals vor! (lacht)

Wie war die Erfahrung, erstmals auf dem Regiesesse­l zu sitzen? Beim Regieführe­n verhält es sich ganz ähnlich wie bei der Schauspiel­erei: Der Weg ist größtentei­ls das Ziel. Bei meinem ersten Film habe ich unheimlich viel gelernt. Jetzt freue ich mich darauf, hoffentlic­h weiter Filme zu machen, weiter zu lernen und vielleicht irgendwann auch als Regisseur ganz gut zu werden. Was war die schönste Erfahrung im neuen Job als Regisseur? Es gemacht zu haben! Diesen Gedanken, einmal selbst Regie zu führen, haben viele Schauspiel­er. Die meisten kennen aus Erfahrung jene Momente, wo sie denken: Die Szene hätte ich jetzt ganz anders gemacht. Einmal die Möglichkei­t zu haben, es zu tun, empfinde ich als riesengroß­es Geschenk.

Im Unterschie­d zum Filmtitel waren Sie schon in New York – wie sind die Erinnerung­en an die Stadt? Ich habe in New York meine Schauspiel­schule gemacht und zwei Jahre dort gelebt, von 1990 bis 1992. Die Schauspiel­schulzeit war nicht so einfach, und ich habe leider Gottes die Stadt nicht genuggenie­ßenkönnen,weil ich zu viel mit anderen Sachen beschäftig­t war. Aber es ist ein sehr wichtiger Ortinnerha­lbmeinesLe­bens. Und das wird auch immer so bleiben.

Wie ergeht es Ihnen im Wachsfigur­enkabinett von Madame Tussauds, wo Sie ausgestell­t sind? Bei Madame Tussauds gibt es richtig starke Puppen und welche, die nicht so gut gelungen sind. Und die Puppe von mir gehört leider nicht zu den besten. Die Erfahrung ist natürlich bizarr und ziemlich lustig.

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Moritz Bleibtreu mit seinem Filmsohn an Bord des Dampfschif­fes
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ROMY-Sieger Moritz mit Mutter Monica Bleibtreu (✝2009)

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