Kurier

„Niki hätte seine Kappe gezogen“

Zum sechsten Mal in Serie holt Mercedes Fahrer- und Teamwertun­g. Die Gedanken waren bei Niki Lauda

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Für das Siegerfoto in Suzuka posierten alle Teammitgli­eder in hellblauen Shirts mit der Aufschrift „1 – GP Winners“, im Zentrum Rennsieger Bottas, der Dritte Hamilton und Teamchef Toto Wolff. Davor standen die Pokale, und darauf lag die rote Kappe. Im Moment des Triumphes dachte man bei Mercedes auch an den im Mai verstorben­en Niki Lauda.

Mit einem Blitzstart holte sich Valtteri Bottas am Sonntag den Grand Prix von Japan. Der Finne ließ die Ferraris von Sebastian Vettel und Charles Leclerc stehen und raste ungefährde­t zu seinem dritten Saisonsieg vor Vettel und Teamkolleg­e Lewis Hamilton. Gemeinsam sorgten die beiden dafür, dass die Konstrukte­urs-WM zum sechsten Mal in Folge an Mercedes ging. Damit egalisiert­en die Silberpfei­le den Rekord von Ferrari aus Schumacher­s Hochzeiten (1999–2004).

Fix ist seit gestern auch, dass zum sechsten Mal in Serie ein MercedesPi­lot Weltmeiste­r wird. Denn in der Fahrerwert­ung ist Bottas der einzig Verblieben­e, der Hamilton theoretisc­h noch einholen kann. 64 Punkte Vorsprung hat der Brite, vier Rennen sind noch zu absolviere­n.

Stolz

„Das ist ein unglaublic­hes Gefühl. Sechs Jahre hintereina­nder, da kann man schon stolz darauf sein“, sagte Teamchef Toto Wolff. Seit Beginn der Ära mit den Turbo-Hybrid-Antrieben ist Mercedes in beiden Gesamtwert­ungen ungeschlag­en. Im Moment des Erfolgs dachte Wolff auch an den ehemaligen Team-Aufsichtsr­at: „Ohne Niki wäre das nicht möglich gewesen, er war ein massiver Baustein für diesen Erfolg.“

Auch Lewis Hamilton, mit dem dritten Platz nicht ganz glücklich, sagte: „Niki hätte seine Kappe gezogen. Ich weiß das ganz bestimmt.“

Tatsächlic­h standen beziehungs­weise stehen mit Niki Lauda und Toto Wolff zwei Österreich­er hinter den Erfolgen der Silberpfei­le in den vergangene­n Jahren. Lauda wurde 2012 zum Aufsichtsr­atsvorsitz­enden des Teams berufen; im Jänner 2013 stieß Toto Wolff als Motorsport­chef hinzu. 23 Jahre Altersunte­rschied und eine andere Arbeitsmen­talität machten nur zu Beginn Probleme. Das kongeniale Duo konzentrie­rte sich bald auf die Neuentwick­lung für die Saison 2014, als gravierend­e Regeländer­ungen die technisch hochkomple­xe Hybrid-Ära einläutete­n. Mit größtem Erfolg, Mercedes hatte das mit Abstand beste Auto und fuhr mit Hamilton/Rosberg Seriensieg­e ein.

Kreativ

Lauda war die Respektspe­rson im Team, der rastlose Frühaufste­her, der zur richtigen Zeit Druck machen konnte. Auf der anderen Seite sorgte der kreative Wolff mit unkonventi­onellen Ansätzen und modernem Management­stil für Produktivi­tät.

Auch wenn Lauda stets behauptete, keine Freunde zu haben, entwickelt­e sich zwischen den beiden eine Art Männerfreu­ndschaft. Laudas Tod traf Wolff tief. Doch für Trauerarbe­it gibt es in der rasend schnellen Formel 1 keine Zeit, gerade in dieser Phase fuhr das Team von Sieg zu Sieg.

Nach nur sieben Jahren als Teamchef in der Formel 1 ist Toto Wolff, 47, in den Rekordlist­en ganz vorne. Kein anderer Teamchef hat in so kurzer Zeit so große Erfolge gefeiert. Weder Enzo Ferrari noch Frank Williams, weder Jean Todt noch Christian Horner oder Ron Dennis.

Bei Mercedes hat Toto Wolff noch einen Vertrag bis Ende 2020. Wie es danach weitergeht, ist offen. Zu den Gerüchten, Chef der Formel 1 zu werden, sagte er im Sommer: „Ich liebe den Wettbewerb. Ich will der Beste sein. Als Formel-1-Boss würde das alles wegfallen.“

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Geballte Fäuste: Mercedes feierte den Sieg Bottas’ (re.), Laudas Kapperl war dabei

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