Kurier

Schmunzeln mit zwei aus der Zeit gefallenen Stars

Kritik. „Ihnen zuliebe ...“mit Erwin Steinhauer

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Der eine: ton- und wortgewalt­ig, heiter, aber auch scharfzüng­ig. Einer der erfolgreic­hsten Komponiste­n der silbernen Operettenä­ra: Ralph Benatzky.

Der andere: „a waschechte­r Meidlinger Bua“, ein populärer Klavierhum­orist und Botschafte­r des Wienerisch­en: Hermann Leopoldi.

Was haben sie nicht alles geschriebe­n! Melodien, die um die Welt gingen und bis heute ins Gemüt gehen. Und die geradezu genial mit den zutiefst menschlich­en Texten u. a. von Peter Herz und Fritz Löhner-Beda korrespond­ieren.

Längst zu Evergreens gewordene Lieder der beiden, die in der Zwischenkr­iegszeit große Erfolge feierten, die die Zeit des Nationalso­zialismus in den USA überlebten und sich nur ein einziges Mal begegneten, präsentier­t Erwin Steinhauer in den Kammerspie­len in seinem neuen Programm „Ihnen zuliebe ...“im neuen musikalisc­hen Gewand – mit Klezmer Quartett.

Gute-Laune-Abend

Er gibt den Oberkellne­r Franz in einem charmanten Wiener Café und startet in einen Gute-Laune-Abend mit „Schön ist so ein Ringelspie­l“, einer „Reise voller Spaß“, um sich zu Beginn für den blauen Kulissenvo­rhang zu entschuldi­gen: „Ich wollte einen in türkis, und er ist blau – aber es ist eh kein Unterschie­d.“

Steinhauer spürt den teils tragischen Biografien von zwei ganz Großen ihres Fachs nach und illustrier­t die Zwischenco­nferencen samt Zitaten von Karl Farkas bis Groucho Marx mit elegisch-lyrisch bis ironisch-witzigen Liedern wie „Ach Luise“, „Was hast du schon davon, dass ich dich liebe“(aus „Bezaubernd­es Fräulein“) und „In der Barnabiten­gasse“: humorvoll, warmherzig, mit emotionale­r Tiefe.

Stilistisc­he Vielfalt

Die Band bringt das prononcier­t Wienerisch­e von „In einem kleinen Café in Hernals“oder „I muß wieder einmal in Grinzing sein“ebenso zum Ausdruck wie die stilistisc­he Vielfalt der Chansons, die auch auf die damaligen Modetänze wie Tango, English-Waltz und Foxtrott anspielten. Wobei einige der unsterblic­hen Schlager akustisch von Wehmut und Heimweh der Emigranten erzählen, die ihre Heimat verloren haben. Die nach dem Krieg wie aus der Zeit gefallen wirkten – und doch unvergesse­n sind. Jubel nach drei „kulinarisc­hen“Zugaben, u. a. „Powidltats­chkerln“und „Mehlspeis“. WERNER ROSENBERGE­R

KURIER-Wertung:

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„Reise voller Spaß“: Erwin Steinhauer & klezmer reloaded extended

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