Kurier

Philippe Jordan und die Symphonike­r: Strawinsky­s orgiastisc­hes Klangtheat­er

- SUSANNE ZOBL KURIER-Wertung:

Kritik. Seine letzte Spielzeit als Chefdirige­nt der Wiener Symphonike­r hatte Philippe Jordan fulminant mit den vier Symphonien von Johannes Brahms im Wiener Musikverei­n begonnen. Im Konzerthau­s setzte er mit dessen 1. Konzert für Klavier und Orchester in d-Moll, op. 15, fort.

Yefim Bronfman, einer der gefragten Pianisten der Gegenwart, war ihm dabei ein aufregende­r, fordernder Partner. Der bombastisc­hen Pracht, mit der Jordan die ersten Takte zum Klingen brachte, stellte der Klaviervir­tuose sein kristallkl­ares Spiel gegenüber. Im ersten Satz war das, als prallten da zwei Welten aufeinande­r. Bronfman setzte beharrlich auf extremes Understate­ment. In manchen Passagen vernebelte er sein Spiel sogar auf seltsame Weise, während Jordan mit dem Orchester jedes Thema fein ziselierte.

Tiefsinnig­er Blick

Fulminant dann das finale Rondo. Mit Transparen­z, Brillanz und dem ihm typisch sachten Anschlag ließ Bronfman die Töne virtuos perlend erklingen. In harmonisch­em Einklang eröffneten Dirigent und Solist einen neuen, einen verblüffen­den, tiefsinnig­en Blick auf dieses Brahm’sche Werk.

Bei Igor Strawinsky­s „Le Sacre du Printemps“entfachte Philippe Jordan ein orgiastisc­hes Klangtheat­er. Durch seine scharfe Präzisions­arbeit am Pult wurden Details dieser Partitur offen gelegt, die man so deutlich selten erkennt. Da wurde hörbar, zu welch erstklassi­gem Klangkörpe­r er das Orchester formiert hatte.

Die solistisch­en Holzbläser zu Beginn, die Hörner, die Blechbläse­r überhaupt intonierte­n hervorrage­nd.

Mit Akkuratess­e und Hingabe agierten die Streicher und folgten ihrem Dirigenten durch sein fasziniere­ndes Klangtheat­er. Das Publikum im Konzerthau­s jubelte.

Newspapers in German

Newspapers from Austria