Philippe Jordan und die Symphoniker: Strawinskys orgiastisches Klangtheater
Kritik. Seine letzte Spielzeit als Chefdirigent der Wiener Symphoniker hatte Philippe Jordan fulminant mit den vier Symphonien von Johannes Brahms im Wiener Musikverein begonnen. Im Konzerthaus setzte er mit dessen 1. Konzert für Klavier und Orchester in d-Moll, op. 15, fort.
Yefim Bronfman, einer der gefragten Pianisten der Gegenwart, war ihm dabei ein aufregender, fordernder Partner. Der bombastischen Pracht, mit der Jordan die ersten Takte zum Klingen brachte, stellte der Klaviervirtuose sein kristallklares Spiel gegenüber. Im ersten Satz war das, als prallten da zwei Welten aufeinander. Bronfman setzte beharrlich auf extremes Understatement. In manchen Passagen vernebelte er sein Spiel sogar auf seltsame Weise, während Jordan mit dem Orchester jedes Thema fein ziselierte.
Tiefsinniger Blick
Fulminant dann das finale Rondo. Mit Transparenz, Brillanz und dem ihm typisch sachten Anschlag ließ Bronfman die Töne virtuos perlend erklingen. In harmonischem Einklang eröffneten Dirigent und Solist einen neuen, einen verblüffenden, tiefsinnigen Blick auf dieses Brahm’sche Werk.
Bei Igor Strawinskys „Le Sacre du Printemps“entfachte Philippe Jordan ein orgiastisches Klangtheater. Durch seine scharfe Präzisionsarbeit am Pult wurden Details dieser Partitur offen gelegt, die man so deutlich selten erkennt. Da wurde hörbar, zu welch erstklassigem Klangkörper er das Orchester formiert hatte.
Die solistischen Holzbläser zu Beginn, die Hörner, die Blechbläser überhaupt intonierten hervorragend.
Mit Akkuratesse und Hingabe agierten die Streicher und folgten ihrem Dirigenten durch sein faszinierendes Klangtheater. Das Publikum im Konzerthaus jubelte.