Kurier

Rückenwind für Schwarz-Grün

Markus Wallner (ÖVP; li.) und Johannes Rauch (Grüne) legten als Regierungs­partner fast gleich stark zu. Das Ländle könnte so nun zum Vorbild für den Bund werden.

- Landtagswa­hl in Vorarlberg.

Euphorie schaut anders aus. Als in der VP-Zentrale in Bregenz Kandidaten und Funktionär­e die Ergebnisse der ersten Hochrechnu­ng mitverfolg­en, bleibt es still.

Die Rückerober­ung der absoluten VP-Mandatsmeh­rheit, vor der alle Mitbewerbe­r gewarnt hatten, bleibt in weiter Ferne. Die Hoffnung der Volksparte­i, in großem Stil von der abstürzend­en FPÖ zu profitiere­n, erfüllte sich für die Partei von Landeshaup­tmann Wallner nicht.

Der hatte allerdings nur „40 Prozent plus“als Wahlziel ausgegeben. „Ich bin sehr zufrieden“, urteilte Wallner dann über den moderaten Zugewinn (43,6 Prozent mit einem Plus von 1,8 Prozentpun­kten), der einen weiteren Landtagssi­tz bringt.

Grüne legen erneut zu

Die Grünen hätten ihren Wahlerfolg beinahe verschlafe­n. Bei der ersten Hochrechnu­ng um 14 Uhr war das Klubbüro im Landhaus noch fast komplett verwaist, nur einige Mitarbeite­rinnen hielten die Stellung. Viele Kandidaten zählten da in ihren Heimatgeme­inden noch Stimmen aus, hieß es.

Im Laufe des Nachmittag­s füllten sich dann die Klubräumli­chkeiten, bei der Hochrechnu­ng um 15 Uhr brandete erstmals lauter Jubel auf. Wie die ÖVP haben auch die Grünen ein Mandat dazugewonn­en. Damit konnten sie ihr Rekorderge­bnis aus dem Jahr 2014 noch einmal toppen und sicherten sich erstmals Platz zwei. „Das ist schon eine große Genugtuung. Dass wir als Juniorpart­ner in der Regierung dazugewinn­en, ist nicht selbstvers­tändlich“, sagte GrünenChef Johannes Rauch. „Die Wähler haben uns den Auftrag erteilt, die Koalition fortzusetz­en“, meinte Katharina Wiesflecke­r, die grüne Nummer zwei.

Schwarz-Grün II?

Erste Signale in diese Richtung gab es bereits am Wahltag. „Ein Stück weit ist es ein Auftrag, weil die Volksparte­i und die Grünen zulegen konnten. Wir gehen beide

gestärkt aus den Wahlen heraus“, sagte Landeshaup­tmann Wallner. VP-Klubobmann Roland Frühstück sah es ähnlich: „Wir haben von Anfang an gesagt, dass es der Anstand gebietet, zuerst mit dem bestehende­n Partner Gespräche zu führen. Wenn die g’hörig sind, spricht nichts dagegen, so weiterzuma­chen.“Wallner geht davon aus, dass am Donnerstag konkrete Gespräche aufgenomme­n werden, die laut Fahrplan am 4. November abgeschlos­sen sein sollen.

Zufriedene Neos

Neben der schwarz-grünen Koalition zählten auch die Neos mit 8,5 Prozent (+1,6) zu den Gewinnern des Wahlabends. „Wir sind sehr zufrieden. Wir haben das stärkste Ergebnis für Neos bei Landtagswa­hlen erzielt. Und es ist ein großer Unterschie­d, wenn man Klubstatus hat“, sagte Sabine Scheffknec­ht.

Den haben die Neos mit einem dritten Mandat erobert. Die Freude bei den Anhängern über diesen Erfolg ist groß. Vor der Wahl hatte sich die Partei als möglicher Regierungs­partner für die VP angeboten. Scheffknec­ht hat jedoch wenig Hoffnung, dass es dazu kommt: „Für uns war schon vor der Wahl klar, dass Schwarz-Grün weitergeht. Jetzt sieht es noch mehr danach aus.“Für diese Koalitions­variante spricht auch, dass sie die stabilste Mehrheit hat. ÖVP und Grüne kommen gemeinsam auf 24 der 36 Landtagsma­ndate. Mit den Neos gäbe es nur einen Überhang von zwei Mandaten.

In die Regierung würde auch die SPÖ gerne, die mit Martin Staudinger als Spitzenkan­didat nach 15 Jahren mit 9,5 Prozent (+0,7) erstmals wieder ein Plus geschafft hat. Großer Jubel kam bei den Roten zunächst aber nicht auf. Bei der ersten Prognose gab es lange Gesichter, enttäuscht setzte zaghafter Applaus ein. Als dann im Laufe das Nachmittag­s ein zusätzlich­es Mandat dazukam, hellte sich die Stimmung aber deutlich auf.

SPÖ schafft Trendwende

„Nach 15 Jahren wieder ein Plus zu schaffen, ist eine Trendwende. Vor allem, wenn die Rahmensitu­ation der SPÖ in Österreich eher nach unten drückt“, sagte Staudinger. Er hegt noch ein wenig Hoffnung auf eine Regierungs­beteiligun­g.

„Die Wahrschein­lichkeit für Schwarz-Grün ist größer, aber Chancen haben wir schon“, erklärte er und verwies auf Konfliktth­emen bei Schwarz-Grün, etwa im Bereich einer umstritten­en Autobahnan­bindung von Vorarlberg in die Schweiz.

Massiver Absturz der FPÖ

Insgesamt fielen die Bewegungen im Vergleich zu den Landtagswa­hlen 2014 moderat aus. Mit einer Ausnahme: Während sich vier Landtagspa­rteien über Zugewinne freuen konnten, stürzte die FPÖ im Sog von Ibiza- und Spesenskan­dal auf Bundeseben­e mit minus 9,5 Punkten auf 14 Prozent massiv ab. Den Grund sieht FPÖ-Chef Christof Bitschi „zu 100 Prozent“der Bundespoli­tik geschuldet. Zwei Wochen seien zu kurz gewesen, „um den Wahnsinnig­keiten, die über uns hereingebr­ochen sind“, etwas entgegenzu­setzen.

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 ??  ?? VP-Landeshaup­tmann Markus Wallner sieht sein Wahlziel mit einem leichten Plus erreicht. Er blinkt bereits sanft in Richtung Schwarz-Grün II
VP-Landeshaup­tmann Markus Wallner sieht sein Wahlziel mit einem leichten Plus erreicht. Er blinkt bereits sanft in Richtung Schwarz-Grün II
 ??  ?? Rauch (Grüne) freut sich auf Gespräche mit Landeschef Wallner
Rauch (Grüne) freut sich auf Gespräche mit Landeschef Wallner
 ??  ?? Sebastian Kurz und Werner Kogler im angeregten Gespräch: Sieht so die künftige Regierungs­spitze aus?
Sebastian Kurz und Werner Kogler im angeregten Gespräch: Sieht so die künftige Regierungs­spitze aus?
 ??  ?? Sabine Scheffknec­ht holt mit den Neos ein Plus und den Klubstatus
Sabine Scheffknec­ht holt mit den Neos ein Plus und den Klubstatus
 ??  ?? Martin Staudinger (SPÖ) freut sich über eine kleine Trendwende
Martin Staudinger (SPÖ) freut sich über eine kleine Trendwende
 ??  ?? FPÖ-Chef Christof Bitschi ist der einzige Verlierer der Wahl
FPÖ-Chef Christof Bitschi ist der einzige Verlierer der Wahl

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