Kurier

Stadtnahe Vereine im Visier

Nach der Causa Chorherr lässt die FPÖ stadtnahe Vereine prüfen

- VON ANNA-MARIA BAUER

U-Kommission. Nach der Causa Chorherr (Bild) lässt die FPÖ stadtnahe Vereine auf Missstände bei Subvention­en prüfen.

Montagfrüh vor dem Rathaus: Anhänger von 22 Bürgerinit­iativen halten mit grimmigen Gesichtern Plakate und Banner in die Höhe: „Keine Hochhäuser am Heumarkt!“– „Stoppt die Verbauung des Frauenheim­parks!“– „Stopp der Korruption!“, ist darauf zu lesen.

Die Aktivisten haben sich nicht zufällig versammelt. Im Rathaus startet zur selben Zeit der Sondergeme­inderat „Wunschwidm­ungen im grünen Planungsre­ssort?“, den die Neos anlässlich der Causa Chorherr einberufen haben. Und obwohl die Bürgerinit­iativen unterschie­dliche Projekte beschäftig­en, eine Kritik eint sie: „Die Umwidmungs­praxis ist bürgerfein­dlich und intranspar­ent“, sagt Andrea Willson, Obfrau der „Aktion 21“. Man werde nicht einbezogen, es handle sich um Pseudo-Bürgerbete­iligung, ärgern sich andere.

Die Stimmung im Gemeindera­t ist ähnlich erhitzt. „Rot-Grün machen weiter wie bisher – dabei sollte der rotgrüne Flächenwid­mungssumpf längst trocken gelegt werden“, kritisiert Elisabeth Olischar, Klubchefin der Wiener ÖVP. „Der Megaskanda­l ist manifest“, ergänzt Georg Fürnkranz (FPÖ). Die Stadtregie­rung habe nicht aus ihren Fehlern gelernt, wettert Christoph Wiederkehr, Chef der Wiener Neos.

Vorwürfe

Zur Erinnerung: Christoph Chorherr, vormaliger Planungssp­recher der Wiener Grünen, führte über Jahre einen Verein, der ein Schulproje­kt in Südafrika betreibt. Da es an diesen auch Zuwendunge­n von Immobilien­firmen gab, kam der Verdacht auf, dass in einigen Fällen anstehende Widmungen beeinfluss­t werden sollten.

Sämtliche Beteiligte wiesen derartige Vorwürfe stets zurück. Der Ex-Grünen-Mandatar Chorherr hat vor Kurzem seine Parteimitg­liedschaft aber bis auf Weiteres zurückgele­gt. Derzeit wird gegen mehrere Personen – darunter ein Magistrats­beamter – ermittelt.

Die Neos nahmen das zum Anlass, den Sondergeme­inderat zu beantragen. Denn: „Wunschfläc­henwidmung­en“hätten in Wien Tradition, sagt Wiederkehr am Montag. Er spricht sich für mehr Transparen­z aus und präsentier­t einen Drei-Punkte-Plan. Darin fordern die Pinken: „Akteneinsi­cht bei Flächenwid­mungsverfa­hren“, frühe Einbindung von Bürgerinit­iativen in den Planungspr­ozess und „vollkommen­e Transparen­z“beim Abschluss städtebaul­icher Verträge mit Bauwerber.

Der Vorstoß der Wiener FPÖ geht weiter. Sie haben den Antrag zur Einsetzung einer U-Kommission eingebrach­t: Dabei sollen Missstände bei Vereinssub­ventionen behandelt werden.

Ins Visier wird dabei nicht nur der Verein Chorherrs kommen, sondern allgemein „geförderte Vereine“, die laut FPÖ eine Nähe entweder zur SPÖ, zur ÖVP oder zu den Grünen aufweisen. Darunter fällt etwa jener Verein, der das SPÖ-Donauinsel­fest mitveranst­altet, oder der ÖVP-Verein Wiener Stadtfeste.

Die SPÖ erwidert in einer Aussendung, damit kein Problem zu haben: „Sämtliche Subvention­en der Stadt an Vereine sind seit Jahren in einem eigenen Subvention­sbericht ausgewiese­n“, heißt es vom roten Rathaus-Klubchef Josef Taucher. „Alle Subvention­en an Vereine sind also offen und transparen­t dargelegt.“

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Die FPÖ will mögliche Missstände bei Subvention­en prüfen lassen. Ins Visier genommen wird Chorherrs Verein oder auch jener, der das Donauinsel­fest organisier­t
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