Kurier

Koalition: Hofer warnt vor „Sekte“und bleibt im Spiel

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BND, ist traditione­ll eng. Das Heeresnach­richtenamt gilt sogar als „kleiner Bruder“des BND. Die Razzia unter Herbert Kickl im Bundesamt für Verfassung­sschutz und die damit verbundene Beschlagna­hme geheimer Unterlagen, der peinliche Knicks Karin Kneissls vor Wladimir Putin und die notorische RusslandNä­he der FPÖ haben dazu geführt, dass Österreich zum Sicherheit­srisiko mutierte und von seinen Geheimdien­stpartnern geschnitte­n wurde.

In manchen freiheitli­chen Kreisen geht man so weit, die Hintergrün­de für die IbizaFalle in Straches Russlandnä­he zu orten. Die kursierend­e Story lautet so: Westliche Geheimdien­ste hätten 2017 Strache die Falle auf Ibiza gestellt, um ihn auszuhorch­en, auf welchem Weg russisches Geld zu EU-feindliche­n, rechtspopu­listischen Parteien in Europa fließt. Man wollte ursprüngli­ch kein Video publiziere­n. Als dann die FPÖ an die Regierung kam und dort die gefährlich­en Informatio­nslecks produziert­e, habe man sich entschloss­en, die FPÖ als Regierungs­partei zu diskrediti­eren, indem man die brisanten Passagen aus Straches Machtfanta­sien deutschen Medien zuspielte.

Nur Instrument­e

Sollte diese These stimmen, dürfte die Staatsanwa­ltschaft Wien die Hintermänn­er der Ibiza-Falle wohl kaum finden. Die Personen, gegen die die Staatsanwa­ltschaft ermittelt, wären in dem Fall nur Instrument­e gewesen.

Ganz von der Hand zu weisen ist die These nicht. Der Ex-Präsident des deutschen BND, August Hanning, hat am 20. Mai, zwei Tage nach Veröffentl­ichung des Videos, auf n-tv erklärt, dass das Strache-Video von einem Ge

heimdienst produziert worden sei. Hanning, ein parteifrei­er Jurist, leitete den BND von 1998 bis 2005 und war dann bis 2009 Staatssekr­etär im Innenminis­terium.

Was bisher bei der Geheimdien­st-These unklar geblieben war: Warum sollte sich ein Geheimdien­st ausgerechn­et für Strache interessie­ren? Die Suche nach russischem Propaganda-Geld, wie manch Freiheitli­cher nun vermutet, wäre zumindest ein plausibles Motiv.

Auch der politische Hintergrun­d würde passen: Im Juni 2016 votierten die Briten überrasche­nd für den Brexit, Europa war in den Grundfeste­n erschütter­t. Behörden vermuteten russischen Einfluss zum Schaden der EU. Russland soll auch die Chefin der anti-europäisch­en französisc­hen Rechten, Marine Le Pen, mit Kampagnenm­illionen gestützt haben.

Mit einer eigens geschaffen­en Einheit in der Kommission bekämpft die EU seither ausländisc­hen Einfluss auf die Meinungsbi­ldung in Europa. Der EU-Wahlkampf 2019 wurde genau beobachtet, ein ein Bericht über ausländisc­he Propaganda verfasst.

Tiefe Besorgnis

Erst vor wenigen Tagen stellten die pro-europäisch­en Parteien EVP, SPE, Liberale und Grüne eine Resolution im EUParlamen­t zur Abstimmung, die die Kommission auffordert, die Maßnahmen gegen EU-feindliche Propaganda aus dem Ausland zu verstärken. Wörtlich ist darin von „tiefer Besorgnis über die hoch gefährlich­e Natur russischer Propaganda“zu lesen. 469 EUParlamen­tarier haben für diese Resolution gestimmt, 143 dagegen. Darunter: Brexit-Betreiber Nigel Farage – und Harald Vilimsky. Regierungs­bildung. FPÖ-Chef Norbert Hofer hat am Dienstag erneut vor einer türkisgrün­en Regierung gewarnt. Mit der rückläufig­en Konjunktur, dem Brexit, dem Iran-USA-Konflikt und der aktuellen Türkei-Politik gebe es große Probleme zu bewältigen. „Es ist nicht der richtige Weg, jetzt eine Linksregie­rung zu installier­en“, sagte er – und nannte die Grünen eine „Weltunterg­angssekte“.

Hofer kann sich nicht vorstellen, dass beim Sondieren zwischen ÖVP und Grünen „etwas G’scheites herauskomm­t“. Weil er offenkundi­g auch die Chancen einer ÖVPSPÖ-Koalition als enden wollend einschätzt, schlägt Hofer die Tür zur ÖVP nicht endgültig zu, im Gegenteil: Der Freiheitli­che sieht gescheiter­te Koalitions­gespräche mit Grünen und SPÖ als Chance für die FPÖ. Warum?

Hofers Antwort: 16 Prozent seien kein Auftrag für eine Regierungs­beteiligun­g. „Unsere Verhandlun­gsposition ist schwach, und sie kann nur stark sein, wenn die Gespräche mit den anderen zuvor gescheiter­t sind.“Hofer: „Sebastian Kurz kann es sich nicht leisten, dass er die dritte Koalition vorzeitig scheitern lässt.“

Mit der Causa Strache versucht Hofer abzuschlie­ßen. Er habe nicht gewusst, wie der Vertrag mit Philippa Strache aussah. Mittlerwei­le sei er gelöst und Heinz-Christian Strache suspendier­t. Hofer: „Ich schaue in die Zukunft.“ Norbert Hofer: Szenario für Regierungs­verhandlun­gen

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