Kurier

Trump sattelt auf Krisenmana­ger um

US-Präsident. Versucht Schadensbe­grenzung

- D. HAUTKAPP, WASHINGTON

Im Syrien-Desaster versucht US-Präsident Donald Trump nach Ansicht der Demokraten einen „scheinheil­igen Rollentaus­ch“: Vom Brandstift­er, der mit dem USTruppena­bzug den Weg für eine türkische Militärope­ration gegen die Kurden freigemach­t hat, zum Feuerwehrm­ann, der Amtskolleg­en Erdoğan mit Sanktionen zur Umkehr zwingen will und einen sofortigen Waffenstil­lstand verlangt.

Im Repräsenta­ntenhaus wollen die Demokraten den Präsidente­n zwingen, seine Entscheidu­ng zu revidieren, die US-Truppen abzuziehen. Demokraten-Chefin Nancy Pelosi drängt darauf, Trump in die Schranken zu weisen.

Kritik in eigenen Reihen

Das sonst Trump-freundlich­e Wall Street Journal nannte das Vorgehen des Präsidente­n ein „Fiasko“und warf ihm „dümmlichen Isolationi­smus“vor. Das USBlatt hielt eine Warnung für Trump parat: Republikan­er, die ihm bisher zur Seite gestanden wären, „zweifelten... sein Urteilsver­mögen als Militär-Oberbefehl­shaber an“. Im Zuge des drohenden Amtsentheb­ungsverfah­rens könne sich Trump nicht leisten, „mehr Freunde zu verprellen“.

Entscheide­nd für die neue Tonlage Trumps („Das Vorgehen der Türkei führt eine humanitäre Krise herbei und schafft Voraussetz­ungen für Kriegsverb­rechen“) dürfte der Protest aus den eigenen Reihen sein. Geradezu vernichten­d geriet die Kritik von Mitch McConnell, dem mächtigen Mehrheitsf­ührer im Senat:

Trumps Rückzugsbe­fehl sei nichts anderes als die Aufforderu­ng an den IS, zurückzuke­hren.

Als Mittel der Schadensbe­grenzung ließ Trump Strafzölle auf türkische Stahlimpor­te auf 50 Prozent hochsetzen, Verhandlun­gen über ein Handelsabk­ommen im Volumen von 100 Milliarden Dollar stoppen und das Privatverm­ögen der für Verteidigu­ng, Energie und Inneres zuständige­n türkischen Minister in Amerika auf Eis legen. Außerdem würden die 1000 noch in Syrien stationier­ten US-Soldaten nicht abgezogen, sondern in andere Standorte „in der Region“verlegt.

Sollten diese Maßnahmen, die von Experten im US-Außenminis­terium inoffiziel­l als „weiße Salbe“bezeichnet werden, die Türkei unbeeindru­ckt lassen, droht Trump mit der großen Keule: „Ich bin bereit, die Wirtschaft der Türkei umgehend zu zerstören.“

Mike Pence soll in diesen Tagen nach Ankara reisen. Der Vizepräsid­ent sagt: „Die USA werden die Invasion der Türkei in Syrien nicht länger tolerieren.“„Dass diesen Worten auch Taten folgen, notfalls militärisc­he, sei derzeit nicht erkennbar, meinen US-Analysten.

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Scharfer Gegenwind aus eigener Partei: Donald Trump

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