Kurier

Führersche­ine für Rapid-Tickets: Frau wegen Amtsmissbr­auchs angeklagt

- MICHAELA REIBENWEIN

Prozess. Doris P. ist RapidFan. Als sie VIP-Karten für sich und ihre Tochter bekam, war das etwas Besonderes. Die Gegenleist­ung allerdings brachte sie vor Gericht: Die ehemalige Vertragsbe­dienstete im Verkehrsam­t soll Führersche­in-Daten manipulier­t haben.

„Schuldig“bekennt sie sich am Dienstag dazu im Landesgeri­cht für Strafsache­n in Wien. Übrigens schon zum zweiten Mal. Die Verhandlun­g musste wiederholt werden, die Aufnahme der ersten Verhandlun­g ist verschwund­en.

„Sie ist ein bissl ein gutmütiger Dolm“, sagt ihr Anwalt Marcus Januschke. „Es ist ihr aber auch besonders leicht gemacht worden. Niemand hat sie kontrollie­rt.“

Die Idee dazu soll von V., einem Angestellt­en des SK Rapid, gekommen sein. Der ist allerdings gesundheit­lich schwer angeschlag­en und nicht verhandlun­gsfähig. Doris P. erinnert sich aber: „Er ist an mich herangetre­ten, ob es die Möglichkei­t gibt, manches zu umgehen.“

In den Genuss des schnellen Führersche­ins soll unter anderem ein bekannter Rapid-Fan gekommen sein. Er ließ sich in den Führersche­in eine Bestätigun­g für 125 ccmMopeds eintragen. „Der V. hat’s mir angeboten. Und ich hab’ mir gedacht, warum nicht.“Dabei wäre es einfach gewesen, den Zusatz legal zu bekommen – mit fünf Fahrstunde­n. „Aber dafür war ich zu faul.“

Ein anderer Angeklagte­r hat nie die theoretisc­he Führersche­inprüfung abgelegt und dennoch einen Führersche­in. Die Richterin fragt nach. „Chefin, i waß net“, sagt der Angeklagte. Die Laune der Richterin steigt. „Sie sind sicher für die Stimmungsm­ache hier bezahlt worden. Die Chefin hat keine Fragen mehr.“

Die Verhandlun­g wird im November fortgesetz­t, als Zeugen sind die Spitzen des Rapid-Präsidiums geladen.

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