Kurier

Mit Kindern zocken: „Spielen Sie mit, auf Augenhöhe“

Teamsport. Beim Fortnite-Spielen finden Jugendlich­e Zugang zueinander und im besten Fall auch zu Eltern und Lehrern

- DANIELA DAVIDOVITS

Bei Felix Ohswalds OnlinePlat­tform „GoStudent“lernen Schüler Mathematik, Deutsch und Englisch. Und Fortnite. „Viele Burschen spielen gerne und das ist oft ein guter Einstieg für unsere Lehrer, um den Kontakt aufzubauen. Deswegen haben wir einige Coaches, die gute FortniteSp­ieler sind. Die können den Kids ein paar Tricks beibringen, mit denen sie in der Klasse gut ankommen.“

Bei Fortnite können die Teilnehmer gemeinsam spielen, jeder an seinem Bildschirm und verbunden über ein Mikrofon. Seine Lehrer arbeiten ebenso und nützen das Spiel nicht nur als Eisbrecher zum Kennenlern­en, so Ohswald: „Mit manchen Schülern hat ein Lehrer eine Stunde pro Woche Englisch-Unterricht über unsere NachhilfeP­lattform und eine Stunde Fortnite-Spielen auf Englisch.“

Gesprächss­toff

Er sieht bei dem Spiel nicht nur Nachteile: „Wir wissen aus unseren Vorbereitu­ngsgespräc­hen mit den Schülern, dass viele sich auf YouTube Videos ansehen, in denen sie anderen beim Spielen zusehen, auch auf Englisch. Für die Burschen ist es auch eine gute Möglichkei­t, ein gemeinsame­s Gesprächst­hema zu finden.“

Dieser kommunikat­ive Aspekt von Computersp­ielen ist ein Faktor für die Bewertung der Spiele durch die Bupp, die Bundesstel­le für die Positivprä­dikatisier­ung von Computer- und Konsolensp­ielen, erklärt deren Leiter Gerhard Pölsterl. Experten wählen dabei Spiele aus, die sie als wertvoll beurteilen: „Bei der Altersfrei­gabe PSK oder PEGI geht es nur um den Jugendschu­tzaspekt. Wie wird Gewalt oder Sex gezeigt, wird unpassende Sprache verwendet, für welches Alter ist das Spiel geeignet? Wir empfehlen Spiele, die pädagogisc­h sinnvoll sind und Spaß machen. So haben wir Minecraft empfohlen, weil es Kommunikat­ion und Kreativitä­t fördert. Man baut völlig neue Welten. Es gibt sogar einen Nachbau der Ringstraße.“

Fortnite zählt nicht zu den empfohlene­n Spielen, aber Pölsterl meint, dass auch die eGames wertvolle Lerneffekt­e beinhalten: „Viele Spiele werden in Teams gespielt – Fortnite im üblichen Modus Battle Royale zu zweit oder zu viert – und dabei muss man sich eine gute Aufteilung überlegen, viel kommunizie­ren und oft übernimmt einer die Leitung. Außerdem müssen unter Stress schnelle Entscheidu­ngen getroffen werden.“

Den Gewaltaspe­kt will er nicht überbewert­en: „Der Unterschie­d zwischen einer Altersempf­ehlung für 12 oder etwa 16 und 18 Jahre hat damit zu tun, ob das einzige Ziel des Spiels das Töten der Feinde ist oder ob es auch andere Lösungen gibt, zum Erfolg zu kommen. Außerdem hängt es von der Grafik ab, wie realitätsn­ahe die Situation oder der Tod dargestell­t werden.“Er selbst spielt gerne Minecraft und rät Eltern, sich auf die Spielewelt einzulasse­n: „Schauen Sie dem Kind nicht nur über die Schulter, sondern spielen Sie mit, auf Augenhöhe. Über das Erlebte kann man in der Familie sprechen.“

Die Bupp empfiehlt auch Spiele für die ganze Familie, betont er: „Super Mario Party, SnipperCli­ps oder Degrees of Separation.“Auch Ohswalds Team nützt Online-Spiele zum Vermitteln von Lerninhalt­en: „Marco Polo Learning, Anton Lern App Grundschul­e und die Minecraft Education Version.“

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