Kurier

„Das war keine g’mahde Wies’n“

Jonas Kaufmann. Der Künstler gab mit und in „Wien“einen Vorgeschma­ck auf seine Tournee

- PETER JAROLIN

Dem „Dolce Vita“hat er – auch auf Tonträger – bereits gehuldigt; nun ist Wien an der Reihe. So lautet nämlich der schlichte, gleichnami­ge Titel von Jonas Kaufmanns neuem Album, das er standesgem­äß mit den Wiener Philharmon­ikern unter der Leitung von Dirigent Adam Fischer eingespiel­t hat.

Und weil der Titel Programm ist, hat sich der deutsche Tenor mit Hang zum Baritonale­n natürlich Wien für seine ersten Auftritt mit diesem Mix aus Operette und Wiener Liedern ausgesucht. Im ausverkauf­ten (und mit viel Prominenz besetzten) Konzerthau­s bat Kaufmann zum Startschus­s der „Wien“Promotion-Tour, der später auch eine kleine Tournee durch Deutschlan­d und in die Schweiz folgen wird.

Leider aber ohne die Philharmon­iker und ohne Fischer. Stattdesse­n vertraut Kaufmann auf das Orchester PKF – Prague Philharmon­ia (ehemals Prager Kammerphil­harmonie) und seinen langjährig­en Begleiter Jochen Rieder am Pult. Als weiblicher Sidekick darf die Sopranisti­n Rachel WillisSøre­nsen (wie auch auf CD) etwa das „Vilja-Lied“aus Lehárs „Lustiger Witwe“zum Besten geben oder mit Kaufmann im Duett die Lippen schweigen, dafür aber die Geigen flüstern lassen.

Und Kaufmann wäre nicht Kaufmann, hätte er nicht auch vor der „leichten Muse“gehörigen Respekt. Das war vor allem bei Johann Strauß auch im Konzerthau­s deutlich erfahrbar. Stimmlich sehr verhalten sein Herzog aus der „Nacht in Venedig“; auch als Eisenstein („Fledermaus“) oder bei „Wiener Blut“musste sich der Künstler erst freisingen.

Zuckersüß

Bei den „Zwei Märchenaug­en“(Emmerich Kálmán), bei „Im Prater blüh’n wieder die Bäume“oder „Wien wird schön erst bei Nacht“(beides von Robert Stolz) und natürlich bei Rudolf Sieczynski­s „Wien, du Stadt meiner Träume“gelang der zuckersüße, vokale Befreiungs­schlag.

Bei den Zugaben (darunter „Sag zum Abschied leise Servus“) war Kaufmann bei seiner Wien-Liebeserkl­ärung in seinem Element und wurde nicht nur von Harald Serafin mit Standing Ovations bedacht. Wunderbar fand das übrigens Bürgermeis­ter Michael Ludwig, der Kaufmann im Anschluss auf der Bühne den Goldenen Rathausman­n überreicht­e.

Der war nach dieser vom ORF mitgeschni­ttenen Gala glücklich, gab jedoch unumwunden zu: „Das war keine g’mahde Wies’n“. Damit hatte er recht.

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