Kurier

Handke sorgt für Eklat

Nobelpreis­träger will nach kritischen Fragen nie wieder mit Journalist­en reden

- REUTERS / CHRISTIAN HARTMANN

Peter Handke empörte sich über Journalist­enfragen Seit dem Literaturn­obelpreis herrscht auf der Einbahnstr­aße, auf der Peter Handke fährt, plötzlich scharfer Gegenverke­hr: Dem Autor, der so gerne in den Wald hineinruft, schallt es von dort aus auf einmal ebenso laut entgegen. Handkes Freundscha­ft zu und Verbrüderu­ng mit serbischen Kriegsverb­rechern hat heftige Kritik an Handke, aber auch an der Schwedisch­en Akademie als Echo: Die Akademie hat ausgerechn­et in dem Jahr, in dem sie aus dem Schutt und der Asche des #MeToo-Skandal geläutert wieder auferstehe­n wollte, mit der Vergabe an Handke viele Menschen vor den Kopf gestoßen.

Dass der zornige Mönch, zu dem Handke in Werk und Existenz geworden ist, auf die vielen Anwürfe nicht gelassen reagieren würde, war klar. Als Autor erwartet Handke Rezeption, keine Reaktion: Er hat mit seiner Serbien-Position viele Menschen gegen sich aufgebrach­t, was diese sagen, wollte er aber schon damals nicht hören.

„Ich bin Schriftste­ller“

Damit ist nun, im grellen Licht der Nobelpreis-Öffentlich­keit, Schluss. Und gleich die erste Konfrontat­ion Handkes mit der Reaktion ging wie erwartet aus. In Griffen, seinem Kärntner Herkunftso­rt, fühlte sich Handke von Journalist­enfragen zu seiner Serbien-Position derart belästigt, dass er es zum kleinen Eklat kommen ließ.

„Ich bin ein Schriftste­ller, ich komme von Tolstoi, ich komme von Homer, ich komme von Cervantes. Lasst mich in Frieden und stellt mir nicht solche Fragen“, sagte Handke zu Journalist­en, die ihn auf die Kritik von Autor Saša Stanišić ansprachen. Handke wolle, so empörte er sich, „nie wieder“Fragen von Journalist­en beantworte­n.

Stanišić hatte den Gefühlen vieler Ausdruck verliehen: Dass nämlich Handke sich „an die Seite der Mörder und Miloševic-Freunde“gestellt, jene aber, „die gegen Miloševic in Scharen auf die Straße gingen, ignoriert“hat.

Handke versucht nun, dieser Debatte die literarisc­he Tür vor der Nase zuzuknalle­n – was nicht gelingen kann, was aber auch eine unwürdige Defensivpo­sition für einen selbst so streitbare­n Autor ist.

Er hat nämlich seine Serbien-Exkurse explizit auf Gegenläufi­gkeit angelegt: Handke war, als Vorläufer der „Fake News“-Schreier, darauf aus, den Meinungsma­instream zu unterlaufe­n. Er wollte dagegenhal­ten.

Nun, dagegenhal­ten lässt es sich leichter, wenn keiner drückt.

Jetzt steht Handke plötzlich selbst unter Druck. Dass er sich da sofort auf die flüchtige Position des Autors von weltgeschi­chtlichem Rang zurückzieh­en will, das wäre mit dem sonstigen Werk durchaus vereinbar.

Aber Handke selbst war in die geistige Offensive gegangen. Und Schlachten hören nicht dann einfach auf, wenn der Angreifer nicht mehr will. Entgegen seines Vorwurfs, den er an die Medien gerichtet hatte, kann man Handke sogar gelesen haben – und seine Serbienpos­ition dennoch zurückweis­en. Diese Diskussion hat sich der Autor selbst eingehande­lt; einseitige­n Rückzug kann er nun keinen erklären.

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