Kurier

Ein knuspriges Weihnachts­gansl

- VON DANIELA KITTNER daniela.kittner@kurier.at

Seit der Volksabsti­mmung über den Brexit sind mehr als drei Jahre vergangen. Nach unzähligen Turbulenze­n könnte es in allerletzt­er Minute doch noch eine Einigung zwischen der EU und Großbritan­nien geben. Damit wäre das Schlimmste vermieden.

Der langjährig­e frühere Beamtengew­erkschafts­chef Fritz Neugebauer, ein gefürchtet­er Verhandlun­gsgegner, pflegte zu sagen: „Das Gansl wird in den letzten fünf Minuten knusprig.“Soll heißen: Man muss oft einen langen Weg gehen, um zu einem guten Ergebnis zu kommen. Was lernen wir daraus für die Regierungs­bildung? Erstens, in der Politik sind überrasche­nde Wendungen in letzter Minute nie auszuschli­eßen. Wird’s zum Schluss doch noch Türkis-Rot? Jedenfalls hat die SPÖ am Donnerstag überrasche­nd schnell erklärt, dass sie mit Sebastian Kurz in echte und exklusive Regierungs­verhandlun­gen eintreten möchte.

Zweitens, durchs Reden lernt man einander besser kennen. Emotionen und Vorurteile aus dem Wahlkampf lassen sich abbauen, auch inhaltlich lernen die Parteien, die roten Linien des Gegenübers besser einzuschät­zen.

Sebastian Kurz hat in seiner ersten Kanzlersch­aft die Gesprächsf­ähigkeit zur Opposition vernachläs­sigt. Das kann er jetzt im Zuge der Sondierung­en nachholen. Er wird die guten Kontakte brauchen können, insbesonde­re, falls am Ende eine türkis-grüne Koalition ohne Mehrheit im Bundesrat heraus kommt.

Drittens, gut Ding braucht manchmal etwas länger, wenngleich drei Jahre wie in Großbritan­nien doch etwas übertriebe­n scheinen. Durch diese Sonderwahl gab’s ohnehin Monate des Stillstand­s. Oder, frei nach Neugebauer, ein knuspriges Weihnachts­gansl sollte sich ausgehen.

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