Im Parlament droht ein Tauziehen um jede Stimme
Widerstand wächst. Die Hoffnung von Premier Boris Johnson sind Überläufer von der Labour-Opposition
Ginge es nach Jeremy Corbyn, wäre der Brexit-Deal von Premier Boris Johnson schon jetzt zum Scheitern verurteilt. Denn der Labour-Chef erteilte seiner Partei schon am Donnerstag die Order für den alles entscheidenden kommenden Samstag im Londoner Unterhaus: Es wird mit Nein gestimmt.
Doch so einfach sind die politischen Verhältnisse nach drei Jahren Brexit-Tauziehens nicht. Was den Brexit anbelangt, gibt es in vielen traditionellen Labour-Regionen im Norden Englands eine sich verhärtende Grundhaltung: Bringt das endlich hinter euch! Wenn die Abgeordneten jetzt für den Deal stimmen, ist die Angelegenheit zumindest einmal vom Tisch.
Diese Labour-Stimmen, so das Kalkül von konservativen Parteistrategen, könnten Boris Johnson und seinem Deal am Samstag die Mehrheit retten. Bei der eigenen Partei ist derzeit nicht viel zu holen. Der Großteil der konservativen Abgeordneten ist im Boot, die anderen überzeugten EU-Gegner sind für diesen Brexit-Deal nicht mehr zu gewinnen. Sie wollen raus aus der EU, und das am allerbesten ohne Abkommen.
Unterstützung für Boris Johnson könnte gerade von jenen Abgeordneten kommen, mit denen er sich zuletzt angelegt hat. Mehr als 20 Abgeordnete haben zuletzt aus Ärger über den Anti-EU-Kurs des Premiers die eigene Partei verlassen und versammeln sich jetzt in der Gruppe der „Unabhängigen“.
Sie könnten sich zuletzt für den Deal entscheiden, einfach weil er zumindest das verhindert, was für diese Gruppe die schlimmste Bedrohung darstellt: den No-DealBrexit.