USA verhandeln Kampfpause aus
Türkei/Syrien. Vizepräsident Pence einigt sich mit Erdoğan auf Angriffsstopp und Abzug der Kurden
Überraschende Wende für den Konfliktherd Nordsyrien. Hatte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan noch Stunden zuvor sich überhaupt geweigert, US-Vizepräsident Mike Pence in Ankara zu empfangen, kamen die beiden bei anschließenden Gesprächen erstaunlich schnell auf einen Nenner: Man einigte sich auf eine Kampfpause in Nordsyrien. Die Türkei werde ihren Militäreinsatz gegen die Kurdenmilizen 120 Stunden lang stoppen, sagte Pence in Ankara am Donnerstagabend.
Ziel sei, dass die Kämpfer der YPG-Miliz abziehen können. Diese Phase habe bereits begonnen. Nach dem vollständigen Abzug der Kurdenmilizen solle die Offensive ganz beendet werden. Führende Vertreter der Kurdenmiliz erklärten sich bereit zur Kooperation.
Eine US-Delegation unter Führung des Vizepräsidenten sowie der türkische Präsident hatten das Abkommen in mehrstündigen Verhandlungen erzielt. Präsident Donald Trump twitterte: „Tolle Neuigkeiten aus der Türkei . ... Millionen Leben werden gerettet.“
Die Türkei hatte vor rund einer Woche einen Militäreinsatz gegen die kurdische YPG-Miliz in Nordsyrien begonnen. Die YPG kontrolliert dort ein großes Gebiet. Die Türkei betrachtet sie als Terrororganisation. Für die USA waren die Kurdenkämpfer dagegen lange Verbündete im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Der türkische Einsatz war international auf scharfe Kritik gestoßen. Möglich gemacht aber hatte ihn der US-Präsident mit seiner umstrittenen – und rasch widerrufenen – Entscheidung, die USTruppen aus dem Grenzgebiet abzuziehen.
Sanktionen vor Aus
Bei einer dauerhaften Waffenruhe in Nordsyrien wollen die USA ihre Sanktionen gegen die Türkei wieder aufheben, sagte Pence und betonte, vorerst würden keine weiteren Strafmaßnahmen gegen die Türkei verhängt.
Die USA hatten wegen der Offensive Sanktionen gegen türkische Minister und Ministerien verhängt sowie die Anhebung von Strafzöllen auf Stahlimporte aus der Türkei und den Abbruch von Gesprächen über ein Handelsabkommen angekündigt.
Erdoğan hatte noch kurz vor dem Besuch aus den USA betont, dass eine Waffenruhe nicht infrage komme, solange das Ziel nicht erreicht sei: Die Türkei will entlang der syrisch-türkischen Grenze eine sogenannte Sicherheitszone einrichten und alle Kurdenmilizen daraus vertreiben.