Selbst Einwürfe kosten mehr Zeit als der VAR
Analyse. Gestörter Spielfluss, lange Wartezeit? Die nackten Zahlen liefern den Gegenbeweis
Die WM 2018 in Russland war das erste Fußball-Großevent, bei dem der VAR zum Einsatz gekommen ist. Die danach analysierten Zahlen lieferten Überraschungen.
In den 64 Partien wurden von den Video-Referees 455 Entscheidungen (7,1 pro Spiel) im Video-Raum überprüft. Im gesamten Turnier musste aber lediglich bei 20 Entscheidungen hilfreich eingegriffen werden. Davon änderten die Referees auf dem Platz 17-mal selbst nach TV-Studium („On Field Reviews“) ihre Entscheidung, drei Mal griffen die Video-Referees gleich direkt ein, ohne dem aktiven Schiedsrichter die Ansicht der TV-Bilder nahezulegen.
Gegner des VAR kritisieren den gestörten Spielfluss durch die zusätzlichen Unterbrechungen. Das konnte durch folgende Zahlen widerlegt werden, die aus 800 Spielen mit dem VAR ausgewertet wurden: Unabhängig vom Einsatz des VAR ist der Ball ohnehin schon pro Spiel mehr als 30 von 90 Minuten nicht im Spiel. Ob es da noch einen großen Unterschied macht, dass im Schnitt in drei Partien von 750 getroffenen Entscheidungen nur 15 vom VAR überprüft werden und es dabei nur bei einer einzigen zu einem Review kommt?
Spieldauer
Auch die Annahme, ein Spiel würde aufgrund des VAR viel länger dauern, ist falsch. Ebenso aus 800 Partien wurde errechnet, dass sich die Nachspielzeit im Schnitt nur von 4:47 Minuten auf 5:47 – also um eine Minute – erhöht. Allerdings: Für diverse Freistöße gehen im Schnitt 8:51 Minuten drauf, für Einwürfe 7:02 Minuten, für Abstöße 5:45 Minuten und für Spielerwechsel 2:57 Minuten pro Partie.
Erhöht werden konnte durch den VAR die Richtigkeit der Entscheidungen. So wurde etwa die Korrektheit von erzielten Toren von 92,1 auf 99,2 Prozent gesteigert. Die Richtigkeit von ElfmeterEntscheidungen wurde von 90 auf 98,3 Prozent erhöht. Und bei Roten Karten wurde der Wert von 96 auf 99,1 Prozent gesteigert.