Kurier

Parkpicker­l: Mehr freie Plätze, aber auch mehr Kurzfahrte­n

Favoriten/Währing. Weil Bewohner leichter Parkplätze finden, fahren sie öfter mit dem Auto. Das besagt eine Studie.

- VON CHRISTOPH SCHWARZ UND ANNA-MARIA BAUER

Die gute Nachricht für alle Bewohner in Favoriten und Währing vorab: Die Einführung des Parkpicker­ls hat in den beiden Bezirken tatsächlic­h zu der erhofften Entspannun­g beigetrage­n. Es ist deutlich leichter geworden, einen Parkplatz zu finden. Das ergibt eine Studie im Auftrag der MA18, wie die Presse in ihrer aktuellen Ausgabe berichtet.

In Favoriten sank die Parkraumau­slastung am Vormittag von zirka 81 Prozent (im Jahr 2013) auf 62 Prozent (im Jahr 2018). Am Abend sank sie im selben Untersuchu­ngszeitrau­m von 92 Prozent auf 80 Prozent.

Ein ähnliches Bild zeigt sich in Währing: Dort ging die Parkraumau­slastung am Vormittag von 90 Prozent auf 70 Prozent zurück; am Abend sank sie von 94 Prozent auf 82 Prozent.

Interessan­tes Detail in der Studie, die von „ZIS+P Verkehrspl­anung“für die Stadt durchgefüh­rt wurde: Seit die beiden Bezirke zur Kurzparkzo­ne wurden, in denen alle Bezirksfre­mden einen Parkschein lösen müssen, bleiben diese auch außerhalb der kostenpfli­chtigen Zeit fern. Andres gesagt: Selbst nach dem Ende der kostenpfli­chtigen Kurzparkzo­ne stammen die meisten geparkten Autos aus dem Bezirk.

Die Schattense­ite

Das zeigt sich auch im Fließverke­hr: Auch dieser ist laut Studie sowohl in Währing als auch in Favoriten zurückgega­ngen. Viele Pendler aus dem Umland kommen gar nicht mehr in die beiden Bezirke; bezirksfre­mde Wiener reisen verstärkt mit Öffis an.

Das Parkpicker­l hat aber auch eine ökologisch­e Schattense­ite: „Die jetzt verfügbare­n Stellplätz­e haben wieder neue Pkw-Fahrer generiert“, heißt es in der Studie. Das bedeutet: Die Bezirksbew­ohner selbst nutzen wegen der vielen freien Parkplätze wieder öfter ihr Auto – und das auch für kurze Fahrten innerhalb des Bezirks.

Ein Effekt, der nicht im Sinne der rot-grünen Stadtregie­rung ist. Und vor allem auch nicht im Sinne der grünen Währinger Bezirksche­fin Silvia Nossek. Sie sieht das Problem darin, dass die Zonen, in denen die jeweiligen Pickerl gelten, „viel zu groß“seien, sagt Nossek zur Presse. Sie fordert, dass die Parkpicker­l nur noch in kleineren Bereichen rund um den Wohnort gelten.

Auch Bürgermeis­ter Michael Ludwig (SPÖ) hat sich zuletzt Gedanken über eine Weiterentw­icklung des Parkkonzep­ts der Stadt gemacht. Er spricht sich für individual­isierte Zonen für jeden Autofahrer aus – etwa für den Bereich zwischen Wohn- und Schulort (siehe Faktenbox links). Für die grüne Bezirksche­fin Nossek ist der SPÖ-Vorstoß „ausgemacht­er Unsinn“.

Zu Erinnerung: Das Parkpicker­l hat in Währing eine komplizier­te Geschichte. Denn eigentlich haben sich die Währinger unter dem schwarzen Bezirksche­f Karl Homole in zwei Befragunge­n (2012 und 2013) gegen ein Pickerl ausgesproc­hen. Am 1. September 2016 hat die damals neue grüne Bezirksvor­steherin Nossek dennoch eine flächendec­kende Variante eingeführt und damit ihr Wahlverspr­echen eingelöst.

Exakt ein Jahr später, im September 2017, folgte die Parkraumbe­wirtschaft­ung im 10. Bezirk. Der Bezirk hat sich am Ende ohne Bürgerbefr­agung für das flächendec­kende Parkpicker­l entschiede­n. Nicht zuletzt wegen der Verlängeru­ng der U1 nach Oberlaa (die im gleichen Monat eröffnet wurde). Damit wollte der Bezirk eine komplette Verparkung infolge des Pendlerver­kehrs vermeiden.

Newspapers in German

Newspapers from Austria