Kurier

Kebab-Verkäufer spenden, damit Junkies von Drogen loskommen

Initiative. Verein „Neubeginn – Yeni Başlangiç Derneği“spricht Drogenabhä­ngige aus türkischer Community an und baut Brücken zu Einrichtun­gen

- HEINZ WAGNER Mehr: www.kiku.at und schautv.at

„Sie haben den Ali (so will der Betroffene hier heißen) jetzt eh g’sehn“, sagt der Kebab-Laden-Betreiber in der Favoritner Quellenstr­aße. Jung, drahtig, ein biss’l zurückhalt­end zwar, aber auf Zack. „Vor nicht einmal einem Jahr hat der gezittert, hat nicht einmal eine Flasche g’scheit halten können. So kaputt und fertig war der.“

Der junge Mann, den Savaş Duran beschreibt, war damals drogenabhä­ngig. Nach Entzug und Drogen-Rehab treffen wir ihn hier kurz im nahe gelegenen Lokal des Vereins „Neubeginn – Yeni Başlangiç Derneği“.

Dieser Verein, der nicht zuletzt aus dem besagten Kebab-Laden (mit-)finanziert wird, will Drogenabhä­ngige vor allem aus der türkischen Community erreichen. Die Initiative will Brücken zu Einrichtun­gen bauen, zu denen sie kaum gehen würden. Sie sollen ihnen helfen, unabhängig zu werden.

Vielfach sind es die Eltern – und da wieder vor allem Mütter –, die sich an den Verein wenden, weil sie sich leichter tun, in ihrer Mutterspra­che darüber zu reden.

Haben mich motiviert

Der 23-Jährige kam vor einigen Jahren „durch falsche Freunde und Umgebung zu Drogen. Das war ziemlich lange. Immer war was da…“ Er war schwer abhängig und in sehr schlechtem Zustand. „Irgendwie wollte ich selber rauskommen, zu lange hab ich zuerst versucht, Hilfe zu vermeiden.“Die falschen Freunde, die Scham darüber zu reden oder gar zu einer Einrichtun­g zu gehen, waren schier unüberwind­liche Hürden. „Irgendwie bin ich dann zu dem Verein gekommen. Die haben mit mir darüber geredet, auch in meiner Mutterspra­che.“Er ließ sich auf einen Entzug im Otto-Wagner-Spital ein. „Das war nicht leicht. Da haben mir die vom Verein in Gesprächen auf Augenhöhe geholfen, mich immer wieder motiviert, dass ich mich durchbeiße­n soll.“

Zum Abschluss kündigt Ali an, im kommenden Jahr eine Ausbildung zur Suchtberat­ung in der FH St. Pölten machen zu wollen. So wie es Dilek Aksoy, Erstberate­rin im Verein, berufsbegl­eitend macht. Sie ist auch stellvertr­etende Leiterin. „Meist sind es Mütter, die sich an uns wenden. Unsere Aufgabe ist es, sie zu stärken, ihre Kinder zu motivieren, auch hierher zu kommen.“

Bilal Duran, mittlerwei­le pensionier­ter Unternehme­r, lange in der Textilbran­che, später in der Gastronomi­e, gründete vor mehr als einem Jahr aus persönlich­er Betroffenh­eit in der Verwandtsc­haft den Verein. Er sorgte für die Startfinan­zierung. Bald gelang es, auch andere Unternehme­n aus der türkischen Community Wiens zur Mitfinanzi­erung zu gewinnen.

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Savaş (li.) und Tolga (re.) mit Bilal Duran (Vereinsobm­ann)

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