Skandinavische Brillanz mit sehr viel Spannung und Stil
Kritik. Oslo Philharmonic, Andsnes, V. Petrenko
Es war der ungestüme Geniestreich des erst 24-jährigen Richard Strauss: Der hat in der Tondichtung „Don Juan“das Urbild jenes triebhaften, kecken Draufgängers, der in unstillbarer Sehnsucht von einer Frau zur anderen getrieben wird, lebendig gemacht. Und gleich von Beginn an zeigte das Oslo Philharmonic im Wiener Konzerthaus damit seine Meisterschaft.
Mit stürmischem Temperament wurde unter der energiegeladenen Stabführung von Vasily Petrenko die ganze brillante und farbenreiche Sinnlichkeit des Orchesterklangs glutvoll und schwärmerisch herausgearbeitet.
Zwischentöne
Leif Ove Andsnes ist ein außergewöhnlicher Pianist. Der Norweger ist nicht nur ein Meister des kraftvollen, vollgriffigen, virtuosen Klavierspiels, sondern auch der subtilen Zwischentöne und der innigen Empfindsamkeit. Genauso servierte er das einzige Klavierkonzert von Edvard Grieg. Obwohl es einst von Hugo Wolf bei einer Wiener Aufführung mit den Worten „Im Konzertsaal taugt es nicht“kritisiert wurde, ist es wegen seines unverwechselbaren, folkloristischen Tonfalls heute so beliebt. Jubel für den Pianisten, der sich mit einer Zugabe bedankte.
Wie bei Grieg gefielen die Musiker unter ihrem Chefdirigenten mit üppigem, romantischen Schönklang und ungemein warmen Valeurs auch bei der zweiten Symphonie von Sergej Rachmaninow. Hier jongliert der Komponist zwischen Virtuosität und Tränenseligkeit.
Das teils dick instrumentierte Werk wurde mit nie nachlassender Spannung, wunderbaren, dunklen Farben, geschärften Kontrasten, schwelgerisch im Schönklang aber immer sehr transparent modelliert. Zwei umjubelte Zugaben aus „Peer Gynt“von Grieg: „Anitras Tanz“und in der „Halle des Bergkönigs“. KURIER-Wertung: