Unvermeidbares Happy End: „Alles Gute“als hinreißende Boulevardkomödie
Es kommt eher selten vor, dass ein Theaterdirektor ein Stück zweimal inszenieren lässt. Aber das Publikum des Theaters der Jugend erneuert sich stetig. Und so zeigt Direktor Thomas Birkmeir wieder „Alles Gute“.
Das Stück von Lutz Hübner wurde nicht nur für das Smartphone-Zeitalter adaptiert, sondern gegenüber 2008 auch inhaltlich abgeändert. Damals war der Vater von Alina, die ihren 14. Geburtstag feiert, arbeitslos. Nun taucht die Figur gar nicht mehr auf: Susanne (Karoline-Anni Reingraber) erzieht allein ihre beiden Kinder, sie schuftet, das Geld reicht trotzdem nicht.
Sehr wohl arbeitslos ist der Vater von Nadine, der für einen Pharmakonzern tätig war; dies einzugestehen, scheut er aber: So lang es geht, wird der Schein von Reichtum aufrechterhalten.
In der Version, die am Dienstag im Theater im Zentrum vielbeklatschte Premiere hatte, wird tatsächlich alles geduldet: Die Kids schwindeln und lügen ohne Ende, sie fladern und stehlen. Das Happy End ist dennoch unvermeidbar – und tröstlich.
Man muss aber schon viel guten Willen mitbringen, um die Ausgangslage zu akzeptieren: Die g’spritzte Nadine, die in einer schicken Villa mit Pool wohnt, geht eben nicht ins Lycée, sondern in eine öffentliche Schule im achten Bezirk. Und dort freundet sie sich mit der ärmlichen Alina an. Aber gut, Regisseur Werner Sobotka macht das Beste daraus: Die zweite Halbzeit ist hinreißende Boulevardkomödie. Nebenbei spielt auch der „Migrationshintergrund“eine Rolle: Im Gegensatz zu den Eltern (Elisa Seydel und Lars Wellings) haben sich die Kinder assimiliert; Claudia Waldherr und Shirina Granmayeh sprechen als Alina und Nadine astreines Wienerisch. Richtig berühren kann Lukas Spitzenberg als Benny mit besonderen Eigenschaften.
KURIER-Wertung: