Kurier

Liebe, Möbel und New York

Amazon Prime Video. Die neue Serie „Modern Love“erzählt hochkaräti­g besetzt Geschichte­n über große Gefühle

- VON NINA OBERBUCHER

Um die Beziehung zu einer Schildkröt­e ging es einmal in der Kolumne „Modern Love“, die wöchentlic­h in der New York Times erscheint. Verschiede­ne Autoren erzählen darin von ihren eigenen, teilweise skurrilen Geschichte­n rund ums große Thema Liebe. Die Kolumne gibt es seit 15 Jahren, sie ist mittlerwei­le auch als Podcast zu hören und ab heute (Freitag) als Serie bei Amazon Prime Video abrufbar.

Acht Erzählunge­n wurden in je 30-minütige, in sich geschlosse­ne Episoden verpackt (die Story mit der Schildkröt­e ist leider nicht dabei), gespielt von einem hochkaräti­gen Ensemble: Anne Hathaway, Dev Patel, Tina Fey, John Slattery, Andrew Scott und andere sind in der Anthologie-Serie zu sehen, die mal mehr, mal weniger überzeugt. Zu den gelungener­en Folgen zählt etwa jene mit Anne Hathaway in der Rolle der bipolaren Lexi. In Phasen des Hochs fühlt sich die ehrgeizige Anwältin wie der Star ihres eigenen Musicals (was auch singend und tanzend umgesetzt wird), danach folgt jedoch immer wieder der Fall in ein tiefes Loch. Dass sie niemandem von ihrer Krankheit erzählen will, macht es für ihr Umfeld schwer, das Wechselbad der Stimmungen zu verstehen. Unterhalts­am ist die Episode mit Andrew Scott („Fleabag“) und Brandon Kyle Goodman als homosexuel­les Paar, das sich zur Adoption entschließ­t. Als die beiden die schwangere Mutter ihres künftigen Kindes kennenlern­en, prallen Welten aufeinande­r: auf der einen Seite die liberalen Intellektu­ellen, auf der anderen Seite die aufmüpfige Aussteiger­in, die die Kapitalism­uskritik der gut situierten Männer als heuchleris­ch empfindet.

Leider bleibt „Modern Love“aber zumeist an der kitschig-wohligen Oberfläche. Vor allem beim Auftakt mit „How I Met Your Mother“Darsteller­in Cristin Milioti, die im Portier ihres Wohnhauses eine Art Vaterfigur findet, oder bei jener Episode, in der Dev Patel als Erfinder einer Dating-App selbst Nachhilfe in Sachen Liebe braucht. Obwohl es unterschie­dliche Erzählunge­n sind, versprühen alle Folgen dieselbe Art von Kuschelatm­osphäre, spielen in hübschen Stadtteile­n New Yorks und schick möblierten Apartments. Ein nettes Wohlfühlpr­ogramm für graue Herbsttage ist das aber allemal.

Modern Love. Anthologie-Serie. Von John Carney. Mit Anne Hathaway, Tina Fey, Andrew Scott. Ab 18. Oktober bei Amazon Prime Video.

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Lexi (Anne Hathaway) und Jeff (Gary Carr) verstehen einander auf Anhieb, doch ihre Krankheit macht das Kennenlern­en etwas komplizier­t

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