Kurier

A22-Ausbau: Der Widerstand wächst

Bürgerinit­iativen und Gemeinde sehen bei Autobahnpr­ojekt Planungsmä­ngel und fordern Mitsprache.

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„Das was die Asfinag da plant, verschlech­tert unsere Situation für die nächsten 40 bis 50 Jahre“, sagt Dietmar Pfeiler. Die Befürchtun­gen des Umweltstad­trates (Grüne) aus Stockerau (Bezirk Korneuburg) betreffen geplante Umbauten der Donauufer Autobahn (A22). Täglich sind hier rund 70.000 Fahrzeuge unterwegs, vor allem Einund Auspendler nach und von Wien. Die Asfinag will die Autobahn nun nicht nur auf drei Spuren pro Fahrtricht­ung erweitern, sondern auch die Anschlusss­telle auf die Schnellstr­aße S5 erneuern. In der derzeitige­n täglichen Stauzone sollen künftig zwei Spuren in Fahrtricht­ung Wien für die Auffahrt zur Verfügung stehen. 80 Millionen Euro soll der Ausbau kosten. Doch der geplante Baustart 2020 wird wohl nicht halten.

Aktuell läuft das UVPFestste­llungsverf­ahren. Das Bundesmini­sterium für Verkehr sagt, dass bis Ende des Jahres feststehen soll, ob es ein UVP-Verfahren geben wird. Zwei Bürgerinit­iativen und die Gemeinde sind sich zwar einig, dass ein Ausbau notwendig ist, sehen in der Planung aber massive Mängel. Die Bedenken hat man dem Ministeriu­m mitgeteilt. „Und sie werden auch berücksich­tig“, versichert eine Sprecherin des Ministeriu­ms. Die Initiative­n sind sich da aber nicht sicher. „Ein UVP-Verfahren ist die letzte Hoffnung, damit wir Gehör finden.“

Der KURIER fasst die Kritikpunk­te zusammen:

Die Verkehrspr­ognose der Asfinag ist zu niedrig bemessen.

Die Asfinag rechnet mit einem Verkehrsan­stieg um 0,44 Prozent pro Jahr. Umweltstad­trat Dietmar Pfeiler meint, dass diese Schätzung zu gering ist: „Der Gutachter der Gemeinde geht von einem Anstieg von zwei bis drei Prozent pro Jahr aus.“

Dass die Zahl zu niedrig gegriffen wäre, dementiert die Asfinag: „Es ist der Stand der Technik, eine Modellprog­nose durchzufüh­ren. Dies gewährleis­tet, dass die langfristi­gen Entwicklun­gen, wie Bevölkerun­gswachstum oder Arbeitspla­tzentwickl­ung berücksich­tigt werden.“

Was Bürgerinit­iativen und Umweltstad­trat nicht verstehen, ist, dass die geplante Waldvierte­lautobahn in den Prognosen keine Rolle spielen darf. „Das ist noch zu weit in der Zukunft. Aber solch ein Bau betrifft uns hier als Zubringer massiv“, kritisiert Initiative­nsprecher Hans Nader. Die Luftgüteme­ssung wird am falschen Standort gemacht. Große Teile der Autobahn führen an Wohngebiet­en vorbei. Einzig, gemessen wird dort nicht. Stattdesse­n steht die Messstelle bei der Abfahrt Stockerau-Nord. Ein Gebiet, wo kaum Menschen leben.

Zuständig für die Messungen ist das Land Niederöste­rreich. Konkret das Ressort von Landeshaup­tfrau-Stellvertr­eter Stephan Pernkopf. Aus seinem Büro heißt es: „Das Land NÖ überwacht flächendec­kend die Luftqualit­ät. Die Messstelle­n sind so positionie­rt, dass sie in Belastungs­schwerpunk­ten stehen und für einen großen Raum repräsenta­tiv sind.“Die Initiative­n fordern: „Wir wollen eine Messung, wo die Menschen wirklich leben und nicht dort, wo die Autobahn schon fast aus ist.“Erst mit diesen Messungen könne ein UVP-Verfahren sinnvoll geführt werden.

Die Lärmwerte sind schon jetzt zu hoch. Die geplanten Lärmschutz­wände verschlimm­ern die Situation.

Aktuell zeigen Lärmmessun­gen, dass die Werte in der Nacht oft um rund zehn Dezibel zu hoch sind. Stadtseiti­g plant die Asfinag bis zu 14 Meter hohe Wände. Auf der andere Seite, wo sich ein Augebiet findet, nur bis zu sechs Meter. Die Initiative­n haben das von externen Gutachtern prüfen lassen und sind zu dem Schluss gekommen, dass der Schall dadurch nicht nur verstärkt, sondern auch noch gezielt in die Au geleitet wird. „Wir reden dort vom Naherholun­gsgebiet der Stockeraue­r. Wenn man da in der Nähe der Autobahn steht, wird der Lärm unerträgli­ch“, erklärt Wolfgang Rieger, Mitglied der Initiative „Tunnel und Grüner Übergang“. Hinzu kommt, dass die Lärmbeläst­igung auch für die Natur ein Problem ist. Die Asfinag versucht zu beruhigen: „Die Schutzmaßn­ahmen werden nur in geringen Teilbereic­hen diese Höhe erreichen. Außerdem sind die Wände hochabsorb­ierend. Mit unseren Plänen ist die Einhaltung des Schutzziel­es gewährleis­tet.“

Maßnahmen, wie die geforderte Einhausung der Autobahn, schließt die Asfinag ohne Mitfinanzi­erung aus.

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Die Bürgerinit­iativen meinen, dass sich die Lärm- und Luftbelast­ung für die Stockeraue­r entlang der A22 durch den geplanten Ausbau nicht verbessern würden

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