Kurier

Facebook-Aus für Polit-Paar Strache, Streit mit FPÖ ist noch nicht vorbei

Scheidungs­krieg. Bevor sie Strache alleine bekommt, dreht die FPÖ lieber die reichweite­nstarke Seite des Ex-Chefs ab.

- VON BERNHARD GAUL

Wie viel Geld genau und wie viele Arbeitsstu­nden die Freiheitli­chen im vergangene­n Jahrzehnt in den FacebookWe­bauftritt von Heinz-Christian Strache gesteckt haben, lässt sich kaum erahnen. Seit Freitag, kurz vor Mitternach­t, ist die Fanseite samt der 786.000 „Fans“vorerst Geschichte. Im Streit um den gefallenen Ex-Chef, wem die Seite gehört und wer diese administri­eren darf, beschloss die FPÖ, die Seite offline zu nehmen: Weil sie zwar eigentlich der FPÖ gehört, aber Strache „meine individuel­len Persönlich­keitsrecht­e“verletzt sah und die Nutzungsre­chte gegen die FPÖ einklagen will. Auch die von der FPÖ gemanagte Facebook-Seite von Straches Frau Philippa wurde am Samstag eliminiert. Diese hatte im Vergleich – 31.000 Follower – nur wenige Fans. Beide Seiten wurden nicht gelöscht, sind aber bis zur endgültige­n rechtliche­n Klärung vom Netz. Heinz-Christian Straches Reaktion darauf heizt Spekulatio­nen an, dass der 50-Jährige mit eigener Liste bei der Wien-Wahl 2020 antreten könnte: „Jedes Ende ist ein neuer Anfang. Keine Sorge, ich komme nicht nur auf der Facebook-Fanseite wieder“, schreibt er auf seinem privaten Facebook-Profil mit 51.000 Followern.

Inzwischen verdichten sich Gerüchte, dass Philippa Strache ihr Nationalra­tsmandat annehmen wird. Der FPKlub wird sie nicht aufnehmen – Strache wird also „wilde“ Abgeordnet­e. „Ehrlich gesagt ist das für uns kaum noch Thema“, sagt FPÖ-Chef Norbert Hofer zum KURIER.

Der juristisch­e Streit wegen der Facebook-Seite bleibt jedenfalls spannend, denn die große Fangemeind­e, auch wenn bei Weitem nicht alle fast 800.000 „Follower“echte „Fans“sind, bleiben als mediale Zielgruppe relevant.

Die Fans waren auch teuer „erkauft“: Zumindest 700.000 Euro soll die FPÖ noch im Vorjahr investiert haben. Die Blauen waren über viele Jahre mit großem Abstand in den „sozialen Medien“am erfolgreic­hsten. Straches FPÖ hatte damit eine Medienplat­tform mit enormer Reichweite und Schlagkraf­t, deren Klaviatur er beherrscht­e und seine Mitarbeite­r meisterlic­h bespielten.

Das Interesse an Facebook hat allerdings zuletzt deutlich nachgelass­en, auch wenn es noch immer das erfolgreic­hste soziale Netzwerk ist. Jugendlich­e sind kaum mehr auf dieser Plattform, im Trend sind inzwischen Seiten und Apps wie WhatsApp, Telegram, YouTube, TikTok oder Instagram.

 ??  ?? Strache bleibt weiter auf seiner privaten Facebook-Seite aktiv
Strache bleibt weiter auf seiner privaten Facebook-Seite aktiv

Newspapers in German

Newspapers from Austria