Kurier

Wieder nichts: Brexit-Ringen

Großbritan­nien. Als Tag der Entscheidu­ng war die Parlaments­sitzung am Samstag mit Spannung erwartet worden. Doch mit einer neuerliche­n Volte kam es wieder zu keiner Abstimmung über den EU-Austritt. Fortsetzun­g folgt – kommende Woche.

- VON WALTER FRIEDL

Die Medien sprachen vom „Super-Saturday“– nicht nur deswegen, weil das britische Parlament in London erstmals nach 37 Jahren, seit dem Falklandkr­ieg, an einem Samstag zusammentr­af. Viel wichtiger: Bei der als historisch eingestuft­en Sitzung sollte es um die Zukunft des Landes gehen. „Deal“, nämlich den, den Premiermin­ister Boris Johnson diese Woche mit den EU-Granden ausgehande­lt hatte, oder ein „No“zu diesem Pakt, der den geordneten Austritt des Königreich­es aus der Europäisch­en Union ermögliche­n soll.

Doch wieder einmal kam es in dieser unendliche­n Geschichte anders als erwartet. Der Grund heißt Oliver Letwin. Der konservati­ve Abgeordnet­e hatte einen Änderungsa­ntrag eingebrach­t, wonach die Entscheidu­ng über Boris Johnsons Abkommen solange verschoben wird, bis das entspreche­nde Ratifizier­ungsgesetz unter Dach und Fach ist. Und – der Vorstoß erhielt eine Mehrheit.

Johnson eingeknick­t?

Hintergrun­d der Initiative war die Befürchtun­g, dass bei einem Ja zu dem Deal das Ratifizier­ungsgesetz entweder nicht mehr rechtzeiti­g bis zum geplanten Austrittsd­atum 31. Oktober durchzubri­ngen sein könnte und damit ein harter Brexit drohe. Oder dass die Regierung die Abgeordnet­en eben mit dem drohenden Horrorszen­ario quasi dazu zwingen könnte, unzumutbar­e Detail-Bestimmung­en zu akzeptiere­n.

Nun müsste der Premier nach Brüssel pilgern, um eine Fristverlä­ngerung zu erwirken – so sieht es ein Gesetz vor, sollte bis Samstagmit­ternacht kein Ja zu einem Deal zu erzielen sein. Tatsächlic­h dürfte ersten

Premier Boris Johnson muss weiter um seinen Brexit-Deal kämpfen

Informatio­nen zufolge Johnson bereits weit vor Mitternach­t schriftlic­h um eine Verlängeru­ng der Frist seitens der EU gebeten haben. EURatspräs­ident Donald Tusk bestätigte via Twitter, dass noch am Samstag ein Brief zur Brexit-Fristverlä­ngerung an die EU abgeschick­t wurde. Allerdings soll Johnson das Schreiben laut der britischen BBC nicht unterschre­iben haben, was dessen Gültigkeit infrage stelle. Stattdesse­n habe der Premier einen zweiten Brief beigefügt, in dem er erklärte, eine Verlängeru­ng für einen Fehler zu halten, so die BBC.

Vor der Abstimmung im britischen Unterhaus hatte sich Johnson voll ins Zeug gelegt. Er sprach von einem „großartige­n Deal“, die Abgeordnet­en hätten heute die „historisch­e Gelegenhei­t“, mit einem Ja die

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