Kurier

Gegenwind für den Brandstift­er Morales

Wahlen. Evo Morales regiert seit 14 Jahren und strebt eine vierte Amtszeit an

- TOBIAS KÄUFER, BOGOTA

Vielleicht rettet ja der weiße Kastenwage­n das ruinierte Image des Präsidente­n: Vor ein paar Tagen stellte Evo Morales das erste in Bolivien produziert­e Elektro-Auto der Öffentlich­keit vor. Ein klein wenig erinnerte der weiße Kastenwage­n in seiner Optik an ein Papamobil mit dem Papst Franziskus bei Auslandsre­isen über die Straßen fährt.

Das im Gewerbegeb­iet Llajta bei Cochabamba produziert­e Auto soll Bolivien in die neue Riege der Autoherste­ller einreihen. Das südamerika­nische Land hat vor allem einen Vorteil: Es sitzt auf großen Vorkommen von Lithium, das zur Herstellun­g von Batterien notwendig ist. Linkspopul­ist Morales spielte im Wahlkampf eine ähnliche nationalis­tische Karte wie Donald Trump in den USA: Bolivianer sollten künftig Produkte bevorzugen, die auch in Bolivien produziert werden.

Allerdings gibt es im Land Streit um die LithiumVer­träge mit deutschen und chinesisch­en Partnern, die nach Meinung der lokalen Kritiker Bolivien übervortei­len würden. Das bolivianis­che Elektro-Auto kommt gerade noch rechtzeiti­g vor den Wahlen am Sonntag, um den arg ramponiert­en Ruf des selbst ernannten Beschützer­s von Mutter Erde zu

Evo Morales ist zwar Favorit, steht aber unter Druck

schützen. Am Mittwoch traf ein indigener Protestmar­sch in Santa Cruz ein. Aufgebroch­en waren die Demonstran­ten vor Wochen in San Ignacio de Velasco. Die Ureinwohne­r kritisiere­n Morales scharf und werfen ihm Doppelmora­l vor. Vor Monaten hatte der seit 2005 regierende Präsident ein Dekret erlassen, das Landgewinn­ung durch Brandrodun­g ausdrückli­ch erlaubt. Anschließe­nd brachen ähnlich wie in Brasilien tausende Feuer aus, Demonstran­ten beschimpft­en ihn als „Brandstift­er“. Für Morales, den ersten indigenen Präsidente­n Boliviens, ist das eine gefährlich­e Entwicklun­g. Der indigene Aufstand eines Teiles seiner Wahlklient­el ist essenziell für ihn. Die Folge: Nach seinen strahlende­n Wahlsiegen 2009 und 2014 muss Morales diesmal um einen Erfolg zittern. Umfragen schließen eine Stichwahl gegen den konservati­ven Herausford­erer Carlos Mesa nicht aus.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria