Kurier

„Mein Helm macht mich stolz“

Richard Strebinger. Der Rapid-Goalie vor dem Hit gegen WAC über Verletzung­en und Glauben

- VON ALEXANDER HUBER

Mehr als 20.000 Zuschauer werden heute (17 Uhr) bei Rapid – WAC erwartet. Den zuletzt so starken Wolfsberge­rn stellt sich in seinem 150. Spiel für die Hütteldorf­er Tormann Richard Strebinger, 26, entgegen.

KURIER: Das letzte Heimspiel gegen den WAC endete mit einem 0:0 und einem riesigen Pfeifkonze­rt. Wäre heute ein Punkt auch noch eine Enttäuschu­ng?

Richard Strebinger: Wir haben diese Saison alles gezeigt: Gegner ausgespiel­t, ohne Glanz niedergefi­ghtet oder nach einem Rückstand besiegt. Ich glaube, dass wir gewinnen, wenn beide Teams für ihre Verhältnis­se sehr gute Leistungen bringen.

Sie beschäftig­en sich intensiv mit den Gegnern. Was zeichnet den WAC aus?

Dass sie seit einem Jahr konstant stark sind, weil sie eine gute Mischung haben aus ehrlichen Arbeitern und besonderen Spielern wie Liendl mit seinen Standards oder Weissman, bei dem jeder zweite Schuss ein Tor ist.

Jürgen Macho löste Helge Payer als Tormanntra­iner ab. Was hat sich verändert?

Es war ein reibungslo­ser Wechsel. Ich hatte immer alle paar Jahre einen neuen Trainer, und das ist sogar gut so. Weil Jürgen genauso wie davor Helge in sehr detaillier­ter Arbeit etwas Neues in mein Spiel einbringt.

Was genau?

Für ihn hat es einen extrem hohen Stellenwer­t, dass ich auch sehr scharfe Bälle fange und nicht nur abwehre. Das trainieren wir intensiv.

Sie haben nach dem CupAus gegen Salzburg betont, dass der Zusammenha­lt so stark geworden ist, dass Rapid nichts mehr umhauen könne. Wann haben Sie diese Veränderun­g gespürt?

In der Vorbereitu­ng. Wie Taxi Fountas vom ersten Tag an brutal marschiert ist, war beeindruck­end. Das war dann auch bei den anderen Neuen so. Ein gutes Beispiel war das Dienstag-Training.

Was ist da passiert?

Trainer Kühbauer hat ein Turnier mit Viererteam­s zwischendu­rch sogar unterbroch­en, weil es so heiß hergegange­n ist. Er hat gesagt, dass wir schon genug Verletzte haben und uns die Schienbein­e nicht durchtrete­n sollten. Aber da war so ein Feuer drin, das überträgt sich dann auch auf das Wochenende.

Vor einem Jahr waren Sie ein Transferka­ndidat. Woran ist ein Wechsel gescheiter­t?

Im Winter war ein Wechsel für mich kein Thema. Im Sommer gab es eine konkrete Anfrage: Finanziell war es sehr gut, ich hätte mir nach drei Jahren in Österreich ein riesiges Haus darum hinstellen können. Aber die Liga war nicht das, was ich will. Das wäre nicht ich gewesen. Für meine Familie hätte es auch nicht gepasst. Sie hatten im Frühjahr einige Wochen einen Durchhänge­r. Wurde das analysiert? Ja. Ich will nicht im Detail darauf eingehen, aber wir haben schnell die richtigen Schlüsse gezogen, was zu ändern ist.

Sie hatten diese Saison bereits eine Gehirnersc­hütterung und einen Eingriff am Herzen, bei dem eine Rhythmusst­örung behoben wurde. Müssen Sie jetzt besser auf sich aufpassen?

Nein, so wie ich immer mehr trainiert habe als vorgegeben, mache ich das auch jetzt so. Der Weg nach oben zu besseren Leistungen ist immer frei. Ich sehe die Ausfälle nicht so dramatisch, wie es von außen wahrgenomm­en wurde. Für mich war das nicht aufregende­r als die letzte Europacups­aison.

Sie sind ein sehr gläubiger Mensch. Hat das bei den Verletzung­en, die ja auch schlimmer enden hätten können, eine Rolle gespielt?

Bei der Gehirnersc­hütterung nicht. Da habe ich gefühlt: Ich bin stolz auf meinen Helm und mich.

Warum?

Weil du mit Helm am Anfang natürlich schon auch belächelt wirst. Aber mir war das wurscht. Weil ich auch eine Verantwort­ung gegenüber meiner Familie habe: Ich hatte schon eine schwere Kopfverlet­zung, und wenn dann aus Eitelkeit wieder etwas passiert, hätte ich mich schuldig gefühlt.

Und vor der Herz-OP?

Die Wahrschein­lichkeit waren 99,9%, dass alles gut läuft. Aber es gibt Einzelfäll­e. Da hab’ ich mir einen Tag lang gedacht: Ich vertraue auf Gott und die Ärzte. Und dann war ich schon wieder im verrückten, getriebene­n Fußballer-Modus drinnen.

Was heißt das?

Ich wusste, dass ich eine Woche lang nicht trainieren darf. Deswegen hab ich am Montag so verrückt die Beine trainiert, dass ich über die OP hinaus bis Sonntag Muskelkate­r hatte. Erst am Montag hatte ich keine Schmerzen mehr und durfte auch wieder Laufen gehen.

Gegen den WAC wartet Ihr 150. Spiel für Rapid. Wie haben Sie sich seit Ihrem ersten 2015 verändert?

(denkt lange nach) Ich bin ein gestandene­r und selbstbewu­sster Tormann geworden. Weil ich glücklich bin, weil meine Ehe super ist, weil ich als Familienva­ter den perfekten Ausgleich habe, kann ich all das geben, was ich immer machen wollte. Ich kriege die Rückendeck­ung und kann mich frei entfalten.

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Gemeinsam statt einsam: Richard Strebinger betont, dass mit den neuen Rapidlern der Zusammenha­lt im Kader stärker geworden sei

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