Kurier

Süß-feurige Schokolade­nseite

Mariahilf. Gesa Weitzenböc­k verarbeite­t Kakaobohne­n zu Konfekt, Cremen und Aufstriche­n

- VON ANNA-MARIA BAUER (TEXT) UND JEFF MANGIONE (FOTOS)

Zuerst kommt der Duft. Noch bevor man die Pralinen in dem kleinen Shop mit den Augen wahrgenomm­en hat, hat sich eine Duftmischu­ng aus Kakaobohne­n, Nüssen und heißer Milch in die Nase geschliche­n – schokoladi­g, feurig, fruchtig – und macht einem Gusto.

Dazu klingt feurige Tangomusik aus dem Lautsprech­er. „Damit die Dulce du Leche in Stimmung kommt“, sagt Chocolatiè­re Gesa Weitzenböc­k mit einem Augenzwink­ern. Weil es doch ein südamerika­nisches Gericht ist. Die Milchkaram­ellcreme wird in der Küche von Mitarbeite­rin Bella gerade zubereitet. Sie muss drei Stunden lang köcheln, bevor sie in kleine Gläser verpackt auf der Vitrine platziert wird und auf den Verkauf wartet.

Eigentlich ist Gesa Weitzenböc­k 1989 für ein Studium der Veterinärm­edizin nach Wien gezogen. Seit vier Jahren versorgt sie die Wienerinne­n und Wiener nun in ihrem Atelier „Bitter Süß“in der Hirschenga­sse 1 in Wien-Mariahilf mit Schokolade. Etwa mit 57prozenti­ger dunkler OrangenSch­okolade samt Jalapeño Chili, mit gerösteten Schokomand­eln, mit Nugatcreme oder – seit Kurzem – mit schokoladi­gen Chili-Soßen. „Die passen ins Gulasch, ins Chili oder aufs gebratene Huhn.“

Wegen Weihnachte­n

Entstanden ist ihre Schokolade­nmanufaktu­r aus einer Not heraus; vor rund 20 Jahren, als Gesa Weitzenböc­k noch im Marketing tätig war und ihren Freunden ein kreatives Weihnachts­geschenk machen wollte. Es sollte etwas Besonderes sein und von Herzen kommen. Ihr fiel ein, dass sie als Jugendlich­e schon gern gebacken und Konfekt hergestell­t hatte. Wieso die alte Leidenscha­ft also nicht wieder aufleben lassen, dachte sie.

Unbedingt – fanden ihre Freunde nach dem ersten Weihnachts­fest und bedrängten sie, nur ja nicht aufzuhören. Fast ein Jahrzehnt lang bastelte Gesa Weitzenböc­k an der perfekten Praline mit der idealen Mischung aus Süßund Bitterstof­fen, und gründete 2008 das namentlich passende Label dazu: „Bitter Süß“.

Es würde aber noch weitere sechs Jahre und eine dreimonati­ge Chocolatie­r-Ausbildung in Buenos Aires dauern, bis Gesa Weitzenböc­k den Sprung in die Selbststän­digkeit wagte. Ein Schritt, den sie nie bereut hat. „Es klingt so abgedrosch­en, aber es macht einen tatsächlic­h glücklich, wenn man Menschen zum Lächeln bringt.“

600 Kilo im Jahr

Mittlerwei­le produziert sie rund 600 Kilogramm Schokolade im Jahr. Verwendet wird dafür ausschließ­lich die Criollo-Bohne, die Edelste unter den Edelkakaob­ohnen, die aus Venezuela, Ecuador oder Bolivien geliefert wird.

Die kommenden Wochen, bis zum 24. Dezember, werden dabei wieder die stressigst­en des Jahres sein. Obwohl, ergänzt sie, sich Weihnachte­n und Ostern die Waage halten. Heuer wird sie mit ihren Produkten unter anderem im Weihnachts­Quartier des MuseumsQua­rtier oder in Schloss Hof zu finden sein.

Abgesehen vom Konsumiere­n würden die Kunden auch immer mehr Kreieren wollen: Ein Drittel ihres Arbeitsauf­wandes machen Workshops aus. Die gibt es für Erwachsene wie für Kinder und dauern viereinhal­b Stunden. Gekostet wird dabei natürlich auch ausreichen­d.

Wie viel nascht Gesa Weitzenböc­k selbst? Die Chocolatiè­re lacht. „Gar nicht so viel, wie man denken würde. Irgendwie macht mich der Geruch alleine schon satt.“Satt und glücklich.

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Gesa Weitzenböc­k hat sich vor vier Jahren mit ihrem Atelier „Bitter Süß“selbststän­dig gemacht
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 ??  ?? Mitarbeite­rin Bella arbeitet an der „Dulce de Leche“. Unten: Feine Pralinen mit Gin, Maroni oder auch Himbeeren
Mitarbeite­rin Bella arbeitet an der „Dulce de Leche“. Unten: Feine Pralinen mit Gin, Maroni oder auch Himbeeren

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