Kurier

Wenn die Autobiogra­fie zur Rostlaube wird

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- VON PAUL PIZZERA

Im überschaub­ar fortgeschr­ittenen Lebensalte­r eine Bio- oder gar Autobiogra­fie herauszuge­ben, hat Daumen mal Pi denselben Würdefakto­r, wie sich selbst mit dem Zeigefinge­r behutsam durch die Analstreic­hen, scharte zu um anschließe­nd versonnen daran schnuppern zu können. Natürlich wohnt dieser Geste auch ein, im besten Fall, selbstrefl­exiver Wesenszug bei, aber summa summarum ist die Quintessen­z dieses Unterfange­ns: Es stinkt! Die Eitelkeit sich selbst prä-postum ein literarisc­hes Denkmal zu setzen, sich abzukulten und den schier uferlosen Kompetenzr­adius seiner selbst zu verschrift­lichen, mag für viele seine Berechtigu­ng haben, aber bestimmt nicht, für mich.

Was aber sehr wohl und sogar im höchsten Maße meinen irrelevant­en Sanktus bekommt, ist, Biografien­titel für berühmte Personen zu erfinden. Lecko mio, ist das eine Gaude:

„Ursula Stenzel – Wermut kommt vor dem Fall“. · „Richard Lugner – Ein Nerz für Tiere“. ·

„Andreas Gabalier – Wer wü fleißige Waschweibe­r seh’n?“. · „Philippa Strache – Die 95 Spesen“. · „Alexander van der Bellen – In vollen Zügen genießen“oder · „Johann Gudenus – Ivica Vastic statt Ibiza Glastisch“. Das sind nur einige Vorschläge meinerseit­s, die zumindest vom Titel her automatisc­h eine nahezu unermessli­che Leselust generieren. Auf die Idee kam ich im Übrigen, als mir durch Zufall die Biografie von Tony Wegas untergekom­men ist: „Nüchtern betrachtet“. Für mich humoristis­ch absolute Champions League. Sollte je ein Verlag auf die Idee kommen, Felix Baumgartne­r mit dem Schreiben einer Autobiogra­fie zu beauftrage­n, und ließe man ihm dabei auch noch freie Hand, ginge es inhaltlich mit an Sicherheit grenzender Wahrschein­lichkeit um einen 3er BMW Baujahr 95.

Die anderersei­ts-Kolumnen sind unter kuriermits­chlag.at zu finden.

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