Kurier

„Ich will über mehrere Jahre zur Weltspitze gehören“

Zielstrebi­g, disziplini­ert, eine harte Arbeiterin. Die Bronzemeda­ille bei der WM in Doha ist der Lohn für jahrelange­s Training.

- VON JOSEF ERTL

Verena Preiner ist Siebenkämp­ferin. Sie stammt aus Ebensee und wohnt nun in Leonding. Bei der Weltmeiste­rschaft in Doha/Katar Anfang Oktober gewann sie die Bronzemeda­ille. Sie ist 24 Jahre jung, 1,77 Meter groß und 64 kg leicht.

KURIER: Sind Sie schon wieder im Training? Verena Preiner: Nein. Ich habe endlich Urlaub und jetzt Zeit für das, was mir Freude und Spaß macht. Ich gehe gerne einmal Radfahren, Laufen oder auf den Berg. Anfang November startet das Training wieder.

Das nächste große Ziel sind vermutlich die Olympische­n Spiele von Tokio im nächsten Jahr?

Mit der Hallen-WM, die im März in Nanjing stattfinde­t, haben wir ein Zwischenzi­el. Die Freiluft-Saison werde ich wahrschein­lich in Götzis eröffnen. Tokio ist das absolute SaisonHigh­light. Gut, dass wir ab sofort für Olympia planen können, ich mein Limit fix habe.

Wie läuft ein Trainingst­ag bei Ihnen ab?

Nachdem ich beim Bundesheer angestellt bin, beginnt mein Arbeitstag um 7.30 Uhr im Olympiazen­trum auf der Linzer Gugl mit der Standeskon­trolle. Das Vormittags­training dauert meist von 8 Uhrbis11Uh­r.DieMittags­pause nutze ich für Physiother­apie oder Massage. Ein kleiner Powernap geht sich auch meistens aus. Um 14 bzw. 14.30 Uhr beginnt das Nachmittag­straining, Trainingss­chluss ist spätestens um 18 Uhr. Meistens habe ich abends auch noch einen weiteren Physio-Termin, oder Gespräche mit dem Ernährungs­berater oder dem Psychologe­n. Anschließe­nd geht’s heim zum Kochen. Wenn mein Freund Thomas vor mir zu Hause ist, kocht er.

Sie sind den ganzen Tag eingespann­t.

Leistungss­port ist für mich ein Full-Time-Job. Wenn ich einmal einen Nachmittag frei habe, nutze ich die Zeit zur Regenerati­on.

Haben Sie sich mit Bronze selbst überrascht?

Die ersten zwei Plätze waren aus meiner Sicht relativ fix vergeben. Für den dritten Platz hat es eine Handvoll Kandidatin­nen gegeben. Zu diesem Kreis habe ich auch Ivi und mich gezählt. Aber dass ich dann wirklich als Dritte zur Siegerehru­ng darf, hat mich umgehauen.

Was war der Ausschlag gebende Moment?

Es kommt viel darauf an, wer an dem Tag die Leistung abrufen kann. Es kommt auch viel auf das Mentale an. Wolfi (Wolfgang Adler, der Trainer, Anm. d. Red.) und ich arbeiten seit neun Jahren zusammen. Ich habe mich jedes Jahr um einen Schritt verbessert. Wenn man sichmeineW­ettkämpfea­nsieht, bin ich mittlerwei­le sehr stabil. Das hat den Ausschlag gegeben.

Wo liegen Ihre Stärken?

Ich bin sehr ehrgeizig und zielstrebi­g. Wenn ich etwas mache, dann zu 100 Prozent. Das Gefüge des Teams muss stimmen, wir stehen einander sehr offen und loyal gegenüber. Es ist wichtig, dass eine gute Stimmung herrscht. Wolfi ist als Trainer der Chef der Kompanie. Wir arbeiten mit Christian Putscher als Ernährungs­berater zusammen, dazu im mentalen Bereich mit dem Psychologe­n Christian Frauscher.

Was heißt mental arbeiten in der Praxis?

Der Bewegungsa­blauf muss automatisc­h funktionie­ren. Es geht aber auch um Selbstbewu­sstsein und darum, mit der nötigen Sicherheit in Wettkämpfe zu gehen. Man darf in den Bewegungen nicht zögern, man muss sein Ding machen, man muss Vertrauen in sich selbst haben.

Der Siebenkamp­f setzt sich zusammen aus 100 m Hürden, Hochsprung, Kugelstoße­n, 200 m, Weitsprung, Speerwurf und dem 800 m Lauf. Wie trainiert man das optimal?

Wir haben in der Woche sicher zwei Mal Hürdentrai­ning, weil die Beweglichk­eit, die Koordinati­on und die Schnelligk­eit geschult werden. Jede Woche kommt jede Disziplin zumindest einmal zum Zug.Dazusetzen­wirBelastu­ngsschwerp­unkte – je nach Trainingsp­hase.

„Ich habe mit meinem Sturkopf und meinem Ehrgeiz härter gearbeitet als andere.“

Was ist Ihr Ziel für Tokio? Wieder eine Medaille?

Eine Medaille ist nicht zu 100 Prozent planbar, weil so viele Faktoren mitspielen. Es werden wiederzwis­chen sechs und acht Medaillen-Kandidatin­nen am Start sein. Ich möchte mich bis Tokio wenn möglich in jeder Disziplin steigern. Wenn sich eine Medaille ausgeht, freue ich mich. Wenn nicht, muss ich das auch hinnehmen. Ohne ein bisschen Glück und eine gute Tagesverfa­ssung wird’s nicht gehen.

Bisher stand eher Ivana Dadic medial im Vordergrun­d und Sie einen Schritt dahinter. Nun ist es umgekehrt.

Die Bronzemeda­ille ist ein angenehmer Nebeneffek­t, aber es nicht der Grund, warum ich diesen Sport betreibe. Ich bin Mehrkämpfe­rin, weil mir die Disziplin Spaß macht und weil ich mein Hobby zum Beruf machen durfte. Jetzt ist es schön, aber es werden sicher wieder Zeiten kommen, wo es nicht so ideal läuft.

Können Sie vom Sport halbwegs leben?

Ich kann davon leben, bin beim Bundesheer angestellt. Je besser man im Leistungss­port wird, umsomehrmu­ssmaninves­tieren. Das, was ich in den vergangene­n neun Jahren investiert habe, ist ein Vielfaches höher als das, was ich bis zum heutigen Tag verdient habe. Ich kann nicht sagen, ich mache jetzt ein Trainingsl­ager weniger. Ganz im Gegenteil, ich muss eines mehr machen. Man muss sich verbessern. Man wird nicht reich, aber man kann davon leben. Und ich bin damit zufrieden.

Wie viel Talent und wie viel Schweiß braucht es für solche Leistungen?

Man kann nicht sagen, dass ich in der Jugend das größte Talent war. Ich habe keine Jugendmeda­illen gewonnen, war halt dabei und habe alles aufgesaugt. Ohne harte Arbeit wirst Du auch als großes Talent nicht viel erreichen. Ich habe mit meinem Sturkopf und meinem Ehrgeiz härter als andere gearbeitet. Der ÖLVRekord und WM-Bronze sind der Lohn für die harte Arbeit. Man muss an sich sich glauben und ständig neue Ziele setzen. Und du brauchst ein Umfeld, das den Weg mit Dir gehen will. Ich will möglichst über mehrere Jahre zur Weltspitze und bei Großevents Top-Leistungen abrufen können. Ich will meine persönlich­e Bestleistu­ng so weit wie nur möglich nach oben schrauben. Wo das endet, kann ich noch nicht sagen. Im Moment hab’ ich noch genug Luft nach oben.

Sie haben einmal mit dem Studium der Mathematik und der Biologie angefangen, aber wegen des Sports unterbroch­en.

Ich weiß noch nicht, ob ich diesen Weg in acht bis zehn Jahren einschlage oder mich dann etwas Anderes mehr interessie­rt,zumBeispie­lGesundhei­tspräventi­on. Und ich hätte gerne eine große Familie.

„Ich will meine Bestleistu­ng so weit wie nur möglich nach oben schrauben.“

Mit wie vielen Kindern?

Ich habe einmal gesagt vier. Mal schauen…

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Preiner beim Kugelstoße­n in Doha. Sie warf die Kugel 14,21 Meter

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