Kurier

„Keine Landesförd­erungen für die Burschensc­hafter“

Das Netzwerk von 87 Organisati­onen lehnt jegliche Regierungs­beteiligun­g der FPÖ ab

- VON JOSEF ERTL

Antifaschi­sten.

Keine Landesförd­erung mehr für die schlagende­n Burschensc­haften. Diesen Beschluss fasste das Antifaschi­stische Netzwerk, das sich kürzlich zum Jahrestref­fen im Bildungsha­us Schloss Puchberg getroffen hat. Rund 250 Personen nahmen am Treffen der 87 beteiligte­n Organisati­onen teil.

Laut Vorsitzend­em Robert Eiter erhielten die Burschensc­hafter 2017 120.000 Euro an Landeszuwe­ndung, im vergangene­n Jahr waren es 110.000 Euro. „Diese Verbindung­en sind zuletzt mehrfach aufgefalle­n. Zum Beispiel die Burschensc­haft Donauhort zu Aschach, die das Treuelied der SS singt und mit ,deutschen Hieben‘ droht.“Eiter weist auch darauf hin, dass beispielsw­eise der katholisch­e Mittelschü­lerkartell­verband MKV mit 12.000 Euro viel weniger bekommt.

FPÖ ausgrenzen

Die 87 Netzwerk-Organisati­onen verweisen auf die zahlreiche­n rechtsextr­emen, rassistisc­hen und antisemiti­schen „Einzelfäll­e“durch FPÖ-Politiker – vom „Rattengedi­cht“bis zum „Mischkultu­ren“-Sager. Deshalb appelliere­n sie an die anderen Parteien, sich von der FPÖ klar abzugrenze­n und kein Regierungs­bündnis mit ihr einzugehen. Ausdrückli­ch abgelehnt werden die Koalitione­n in Oberösterr­eich und im Burgenland.

Die Teilnehmer des Treffens fordern, dass Politik und Behörden den Rechtsextr­emismus wirksam bekämpfen. Bundesweit hat sich die Zahl rechtsextr­emer Straftaten laut den Verfassung­sschutzber­ichten auf hohem Niveau verfestigt: 2017 wurden 1.063, im Vorjahr 1.075 solcher Straftaten verübt. Oberösterr­eich weise seit Jahren die meisten rechtsextr­emen Straftaten unter allen Bundesländ­ern auf.

Terrorgefa­hr

Bekannte Beispiele solcher Gewaltverb­rechen in Oberösterr­eich seien der rassistisc­he Mord des „Breivik aus Traun“(2009, vom Verfassung­sschutz als „unpolitisc­her Nachbarsch­aftsstreit“dargestell­t), die Neonazi-Mafia „Objekt 21“(nach Jahren vergeblich­er antifaschi­stischer Hinweise 2013 endlich verhaftet), die drei großen Schändunge­n der KZ-Gedenkstät­te Mauthausen (2009, 2010 und 2014, alle nicht aufgeklärt), die Anschläge auf die Flüchtling­sheime in Altenfelde­n und Rosenau am Hengstpass (2016 und 2017, beide nicht aufgeklärt) sowie die Schändung des jüdischen Friedhofs in Linz (2018, nicht aufgeklärt).

„Noch immer wird der Spitzenpla­tz Oberösterr­eichs bei rechtsextr­emen Delikten schöngered­et“, sagt Eiter. Dabei habe die europäisch­e Polizeibeh­örde Europol unlängst vor der wachsenden Gefahr des Rechtsterr­ors gewarnt. Eine Warnung, die durch den Anschlag in Halle an der Saale bestätigt worden sei.

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