Im Reich der Schwarzen Grafen
Das Sensenschmieden machte in den Eisenwurzen so manchen reich
Schon beim Betreten der Schmiedleithen fühlt man sich Hunderte Jahre zurückversetzt. In einem Seitental der Steyr bei Leonstein taucht der Besucher in eine versunkene Welt ein. Wir finden ein mit Liebe erhaltenes Sensenschmiede-Ensemble aus einer Zeit vor, in der die Schmiede-Hämmer dröhnten und den Kammerherren Reichtum und Macht einbrachten.
Der Obmann des Vereins d’Hammerschmied, Herbert Rosenegger, engagiert sich seit vielen Jahren für den Erhalt dieses Industriejuwels: „Die Schmiedleithen ist das einzige in dieser Vollständigkeit erhaltene Hammerherren-Ensemble der gesamten Eisenwurzen. Mit Herrenhäusern, Werksgebäuden, Stallungen, Werkstätten, Gesindehäusern, Herrschaftsgarten und einem Bauernhof.“
Rußig, aber reich
Unser Rundgang beginnt beim Herrschaftsgarten und lässt den innovativen Geist spüren, den die Schwarzen Grafen pflegten. Sie wurden so genannt, weil sie von der Arbeit zwar rußig wurden, dafür aber sehr vermögend. Aus den internationalen Kontakten kultivierten sie exotische Pflanzen. Das mit Holz beheizbare Glashaus aus dem Jahr 1885 funktioniert heute noch. Eine Riesenpflanze mit chinesischem Pfeffer gedeiht prächtig. Mit dem Altweiberbeet waren sie ihrer Zeit weit voraus – heute kennen wir es als Hochbeet. Im Zentrum des Betriebes in der Schmiedleithen stand ein stattliches Gebäude, der „Hammer“. Darin wurde Stahl in den Essen erhitzt und mittels Hämmer zu Sensen geformt. Der Reiz dieses Raums ist heute noch so groß, dass ihn Brautpaare als Trauungsort wählen. Hier befindet sich sogar eine Außenstelle des Standesamtes Grünburg. Mit Rudolf Zeitlinger, dem letzten Schwarzen Grafen, endete die im 16. Jahrhundert begonnene Tradition der Sensenerzeugung. Er verstarb 1983 im Alter von 100 Jahren.
Zwei Landsberge
Nach so viel beeindruckender Kultur locken die benachbarten Berge. Eine kurze Fahrstrecke bringt uns in der Ortschaft Pernzell zum Wanderparkplatz „Landsberg“am Ende des gleichnamigen Güterwegs. Auf einem steilen Wiesen- und Waldweg erreichen wir rasch eine mit Herbstzeitlosen bestückte Bergwiese. Von hier bieten sich zwei Aufstiege an. Recht sportlich geht es auf den Kleinen Landsberg (854 Meter). Trittsicherheit ist hier gefordert. Trotz der geringen Höhe gibt es eine prachtvolle Aussicht ins Steyrtal und bis zum Sensen- und Toten Gebirge. Auf dem Abstieg zurück zum Wiesensattel leisten die Seilsicherungen gute Dienste.
Der Aufstieg zum 899 Meter hohen Großen Landsberg ist dafür geradezu lieblich und erinnert an den Besuch einer gotischen Kathedrale. Ein Spalier aus mächtigen Buchen begleitet uns zum Gipfel. Ein Genuss, sich zwischen den kraftvollen Baumriesen dem höchsten Punkt zu nähern.