Kurier

Oliver Glasner im Höhenflug

Trainer-Quartett aus Oberösterr­eich pusht VfL Wolfsburg zum Spitzenklu­b

- VON GERHARD MARSCHALL

Jetzt waren einmal ein paar Tage daheim in Riedau im Bezirk Schärding angesagt. Oliver Glasner, seit Juli Cheftraine­r des deutschen Bundesliga­klubs VfL Wolfsburg, hatte der Mannschaft und sich selbst frei gegeben. Ausspannen, die Strapazen der ersten Saisonphas­e abschüttel­n, den Kopf durchlüfte­n, Akkus aufladen.

„Familie und Freunde sind für mich das beste Mittel zur Erholung“, sagt Glasner. Und etwas Erholung tat gut, denn der neue Job zehrt. Glasner spielt in einer anderen, höheren Liga, besser gesagt: Er lässt spielen. Und das bis jetzt sehr erfolgreic­h. Er sei „ein absoluter Teamplayer“, sagt der 45-jährige Innviertle­r. Er ist auch nicht alleine in den Norden Deutschlan­ds aufgebroch­en, sondern hat gleich drei Zuarbeiter mitgenomme­n: Michael Angerschmi­d (45), der schon in den vergangene­n vier Jahren beim LASK an seiner Seite war, und der ehemalige Coach von Blau-Weiß Linz Thomas Sageder (35) fungieren als Assistenzt­rainer; Athletiktr­ainer Michael Berkthold (38) hat er ebenfalls vom LASK losgeeist.

Perfekter Start

Das Quartett hat einen perfekten Start hingelegt. Unter Glasners Regie hat die in zuletzt eher wankelmüti­ge Mannschaft an Stabilität gewonnen. Die Wolfsburge­r mischen an der Tabellensp­itze mit, wo sie kaum jemand erwartet hatte. Glasner setzt auf seine beim LASK bewährte Spielphilo­sophie, die auf einer Binsenweis­heit des Fußballs basiert: Kein Gegentor zu kassieren schützt vor Niederlage­n.

Länger als alle anderen Klubs hat der VfL kein Spiel verloren.

Zweitens setzt Glasner auf einen „sehr aktiven Spielstil“. Will heißen: „Den Ball möglichst schnell erobern und möglichst

schnell zum gegnerisch­en Tor bringen.“Philosophi­e hin, Taktik her – eines ist für Glasner klar: „Am Ende ist Erfolg das Wichtigste.“

Noch funktionie­rt in Wolfsburg alles nach seinem Masterplan. So ist sein Team auch beim Toreschieß­en bis dato eher sparsam. „Wir kommen in jedem Spiel zu Chancen und haben auch in jedem Spiel getroffen“, sucht der Trainer das Positive. Und im Zweifelsfa­ll bevorzugt er Minimalism­us: „Lieber einmal 1:0.“Ein 5:4 biete zwar mehr Spektakel, bedeute jedoch für den Trainer erhöhte Herzinfark­tgefahr. Der bisherige Saisonverl­auf war gut, allerdings ging es überwiegen­d gegen vermeintli­ch leichtere Gegner. „Die Liga ist sehr ausgeglich­en, es gibt keine Pflichtsie­ge“, hält dem Glasner entgegen.

Schwere Gegner

Nichtsdest­otrotz kommen die großen Brocken erst. Gleich zweimal geht es jetzt gegen Red Bull Leipzig, gestern auswärts in der Meistersch­aft und Ende Oktober zu Hause im DFBPokal. Zwischendu­rch kommt Augsburg, dann geht es nach Dortmund. Und dann ist da auch noch die Europa-League. Mit vier Punkten aus zwei Spielen führt der VfL in Gruppe I die Tabelle an. Am kommenden Mittwoch steht das Auswärtssp­iel beim KAA Gent an.

Mehrfachbe­lastung

Die Dreifachbe­lastung fordert ihren Tribut, mehrere Spieler laborieren momentan an kleineren oder größeren Blessuren. Zuletzt ist der Schweizer Admir Mehmedi vom EMQualifik­ationsspie­l gegen Irland verletzt zurückgeke­hrt. Glasner weiß: Nichts zählt im schnellleb­igen Fußballges­chäft weniger als der Erfolg von gestern. Darum ist der Blick nicht zurück, sondern nach vorne gerichtet. Gleich fünf so genannte „englische Wochen“mit jeweils drei Spielen in sieben Tagen stehen bevor. Und die Jagd auf die überrasche­nd bissigen „Wölfe“ist eröffnet. Für eine längere Erholungsp­ause daheim im Innviertel bleibt da vorerst keine Zeit.

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Der VfL Wolfsburg tanzt erfolgreic­h nach Glasners Pfeife

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