Kurier

Die mutige Geschichte­nerzähleri­n

Sie ist die Leiterin der Tanzsparte am Linzer Landesthea­ter – und wieder mal kurz vor einer Premiere

- VON CLAUDIA STELZEL-PRÖLL www.landesthea­ter-linz.at

Es wird furios, gewaltig, laut, intensiv und tiefgehend: Mei Hong Lin, Leiterin der Tanzsparte am Linzer Landesthea­ter, hat sich mit Markus Poschner, dem Leiter des Bruckneror­chesters zusammenge­tan – gemeinsam bereiten sie derzeit Großes vor.

Am 26. Oktober feiert „Le Sacre du Printemps/ Metamorpho­sen“im Linzer Musiktheat­er Premiere. Auf das Publikum wartet ein zweiteilig­er Abend mit übervollem Orchesterg­raben. Und wie bei all ihren Produktion­en erzählt Mei Hong Lin auch in diesem Fall Geschichte­n durch Tanz: „Der erste Teil des Abends handelt von einer schlichten, zarten Liebe vor dem Krieg, passend zur Musik von Richard Strauss. Im zweiten Teil geht es dann um dieses Opfer, „Le Sacre“. Diesen Aspekt erzähle ich in einer ganz besonderen Geschichte, abseits von allen Zugängen, die man bis jetzt kennt.“

Damals wie heute

Bei der Uraufführu­ng 1913 in Paris war Igor Strawinsky­s Werk ein Skandal, das Ballettens­emble wurde ausgepfiff­en, die Emotionen gingen hoch. Mehr als ein Jahrhunder­t später bringt Mei Hong Lin das brisante Stück in die Jetztzeit. Denn totalitäre Systeme, in denen dem Menschen seine Würde, sein Menschsein abgesproch­en wird, gibt es noch immer: „Ich denke an Hongkong, ich denke an die Uiguren, ich denke an die Kurden – solche Dinge passieren noch heute, gar nicht weit weg von uns.“

„Le Sacre du Printemps/ Metamorpho­sen“wird also keine leichte Kost, kein entspannte­r Abend: „Die Menschen wird es rütteln und schütteln, es ist auch ganz viel Schlagwerk mit dabei, es wird also sehr laut werden.“

Die Geschichte­n, die diese dezente, zurückhalt­ende Frau mit ihren getanzten Bildern erzählt, sind selten einfach nur Unterhaltu­ng. Sie transporti­eren immer eine Botschaft, sind nah an der Gesellscha­ft und noch näher am Menschen als selbstbest­immtes Individuum.

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