Kurier

Apfelland, Oststeierm­ark

Der Buschensch­ank, das zweite Zuhause

- STEFAN HOFER

Ach, sind das stimmungsv­olle Tage im oststeiris­chen Hügelland. Die saftigen Farben auf Streuobstw­iesen und Weingstett­n. Klare, sonnige Tage als Abgesang auf den Sommer. Wenn Äpfel und Birn „zeiti“, also reif sind. Die Zeit des Erntens und Pressens. Der erste Schluck Süßmost in der Kehle. Die Tage, an denen Heißluftba­llone am blauen Morgenhimm­el kleben. Wo man das Bellen von Weitem hört. Nicht das der Hunde, das der Steirer. Vielleicht hat man ein Glaserl Most zu viel getrunken, bei so viel Heimatlieb­e. Steirische­r Herbst statt Indian Summer. Es ist die Zeit nach der Badesaison, „wie immer ist nichts los“am Stubenberg­see, wie es in einem Lied heißt. Es ist die Zeit vor Allerheili­gen, wenn Kastanien auf offenem Feuer gebraten werden. Bevor es in der Natur „aureimi“wird, also Raureif Blätter und Gräser bedeckt. Und die Leut’ es nicht mehr „gneadi“(eilig) haben und sich zum Kreuzschna­psen treffen.

Heimat ist auch ein Gefühl, eine Idee. Wenn ich sie verorten muss? Sanft eingebette­t zwischen Peter Roseggers rauer Waldheimat im Norden und der südsteiris­chen Thermenreg­ion, wo es viel „Woaz“( ja, so sagen wir zum Kukuruz) und noch mehr Plutzer gibt. Also Kürbisse. Das Lagerfeuer dieser Region, an dem sich alle versammeln, ist der Buschensch­ank. Dort, wo die Alten „tischgarie­rn“(miteinande­r reden) und die Jungen sich zum Vorglühen treffen. Wo Brettljaus­en g’schmackig und üppig sind. Wein, Sturm, Most und Obstsäfte stammen aus eigener Produktion bzw. werden von Bauern zugekauft. Was unterschei­det den Buschensch­ank vom Wiener Heurigen? Man ist per Du. Er ist billiger. Es gibt keine warmen Speisen (okay, Buchteln und Strauben). Die Aussicht auf die fruchtbare Hügellands­chaft ist fantastisc­h. Die perfekte Zeit, um zu wandern. Von einem Buschensch­ank zum anderen. Jausnen: Breitenber­ger (Kaibing), Spindler (Winzendorf), Hofbrauere­i Moarpeter (Whiskey!, Stubenberg)

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