Kurier

Altes Getreide, neue Ehren

Rollgerste wird häufig unterschät­zt, passt aber perfekt in eine moderne Küche. In unserem 5-Zutaten-Rezept der Woche verspricht sie einen schmackhaf­ten, herbstlich­en Genuss

- VON INGRID TEUFL

Wer bei Rollgerste sofort auch an Selchsuppe denkt und dankend ablehnt, tut dem Getreide höchst unrecht. Denn es kann viel mehr, als nur als Einlage in der klassische­n Hausmannsk­ost zu dienen. In früheren Zeiten galten die geschälten und vom Keimling befreiten Getreidekö­rner als sättigende­s Grundnahru­ngsmittel, etwa als Suppeneinl­age und Hauptzutat von Eintöpfen. Überhaupt, wenn das Geld knapp war und viele Münder satt werden sollten. Rollgerste macht heute längst in der kreativen Küche eine ausgezeich­nete Figur, etwa als Beilage zu Gemüse- oder Fischgeric­hten. Viele Köche schätzen die kleinen Körner als Risotto-Ersatz: Während sie langsam auf dem Herd weichkoche­n, verändert sich die Konsistenz in sämig – perfekt für ein geschmackv­olles „Gerstsotto“.

Vielleicht dachte Haubenkoch Luka Cirjak sogar ein bisschen an die Möglichkei­t eines Risottos, als er die Rollgerste für unser 5-Zutaten-Gericht der Woche auswählte. Was auch immer daraus entsteht: „Die Zutaten sind herbstlich und passen wunderbar zusammen“, erklärt er. Zusätzlich kommt unter anderem noch Topinambur zu Ehren. Der Name der kleinen Knöllchen klingt zwar exotisch, sie sind allerdings schon seit dem 17. Jahrhunder­t in Europa bekannt. Und weil ihr Geschmack neben nussigsüße­n Aromen ein wenig an Artischock­en erinnert, heißen sie auch Erdartisch­ocken. Lange wurden sie recht großflächi­g angebaut, der Erfolg der Erdäpfel drängte sie aber fast in Vergessenh­eit. Dass seit einigen Jahren Gesundheit­sbewusstse­in und Kalorienar­mut bei Lebensmitt­eln großgeschr­ieben wird, kommt der Topinambur-Wurzel nun wieder zugute. Was sie so besonders macht, ist ihr hoher Anteil am unverdauli­chen Ballaststo­ff Inulin, das das Sättigungs­gefühl erhöht.

Für unsere Leserin Ingrid aus Wien war relativ schnell klar, dass die Rollgerste die Basis eines Eintopfger­ichts werden wird. „Ich liebe Omas Küche“, betont sie. Da ihre Tochter aber Vegetarier­in ist, hat auch Ingrid mittlerwei­le die fleischlos­e Küche für sich entdeckt. Ihr vegetarisc­her Eintopf schlägt also zwei Fliegen mit einer Klappe. ●

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 ??  ?? Lukas Cirjak kocht im Restaurant Johann im Posthotel Schladming und hat die 5 Zutaten der Woche ausgewählt. Seit fünf Jahren ist der Teamplayer Küchenchef und hält kontinuier­lich das Niveau einer Haube im Restaurant­guide Gault&Millau
Lukas Cirjak kocht im Restaurant Johann im Posthotel Schladming und hat die 5 Zutaten der Woche ausgewählt. Seit fünf Jahren ist der Teamplayer Küchenchef und hält kontinuier­lich das Niveau einer Haube im Restaurant­guide Gault&Millau
 ??  ?? Steinpilze
Sein weißer Hutrand macht den Mischwaldb­ewohner gut erkennbar. Einer der wenigen roh essbaren Pilze
Steinpilze Sein weißer Hutrand macht den Mischwaldb­ewohner gut erkennbar. Einer der wenigen roh essbaren Pilze
 ??  ?? Parmesan
Der charakteri­stische italienisc­he Hartkäse glänzt als Kochzutat ebenso wie gerieben über Pasta
Parmesan Der charakteri­stische italienisc­he Hartkäse glänzt als Kochzutat ebenso wie gerieben über Pasta
 ??  ?? Knollensel­lerie Erdig, würzig und ein Hauch von Süße: Wer ihn nur als Cremesuppe isst, ist selber schuld
Knollensel­lerie Erdig, würzig und ein Hauch von Süße: Wer ihn nur als Cremesuppe isst, ist selber schuld
 ??  ?? Topinambur
Der Sattmacher mit wenig Kalorien ist schon lange in Europa heimisch, gilt aber erst jetzt als Superfood
Topinambur Der Sattmacher mit wenig Kalorien ist schon lange in Europa heimisch, gilt aber erst jetzt als Superfood
 ??  ?? Rollgerste
Man nennt sie auch Graupen oder Grütze – sättigend und wärmend sind die kleinen Körner allemal
Rollgerste Man nennt sie auch Graupen oder Grütze – sättigend und wärmend sind die kleinen Körner allemal

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