Kurier

Das Geschäft mit dem Tod

Allerheili­gen. Pro Jahr finden mehr als 80.000 Bestattung­en statt. Dabei ist der Sarg zwar noch kein Auslaufmod­ell, viele schauen sich aber bereits nach Alternativ­en um

- VON C. FERSTL, K ZACH UND B. ICHNER

83.000 Menschen sterben jährlich in Österreich. Die letzte Ruhe finden sie nicht immer im Sarg. Junge schätzen Waldbestat­tungen.

„Pi mal Daumen stirbt pro Jahr ein Prozent der österreich­ischen Bevölkerun­g“, sagt Bundesbest­attungsspr­echer Rainer Wernhart. „Aber so genau hält sich der Tod nicht an Zeitabschn­itte.“

Die Zahlen geben ihm trotzdem recht. Laut Statistik Austria starben im Vorjahr 83.975 Personen in Österreich. Pro Tag sind das 230. 51 Prozent davon waren Frauen. Hauptursac­hen waren Kreislauf-Erkrankung­en und Krebs.

Es ist also ein krisensich­erer Job, den die österreich­ischen Bestatter haben. Von ihnen gibt es bundesÜber weit 539, die meisten, nämlich 151,, in Oberösterr­eich.

Dabei hätten sie im Burgenland und in Kärnten eigentlich am meisten zu tun. Dort liegen die Sterberate­n nämlich über dem bundesweit­en Schnitt. Wissenscha­fter führen das zum Teil auf das niedrigere Durchschni­ttshaushal­tseinkomme­n zurück. Zugespitzt formuliert: Je reicher man ist, desto besser und länger lebt man.

Vielleicht leben deshalb die meisten Über-100-Jährigen, und zwar 32, im Wiener Nobel-Bezirk Döbling. Insgesamt gibt es bundesweit 1.290 Personen, die über 100 Jahre alt sind.

regionale Unterschie­de berichtet Wernhart auch punkto Bestattung­sarten. „Hier haben wir ein starkes West-Ost-Gefälle.“

Individual­ität bis zuletzt

So lassen sich in Vorarlberg zwischen 80 und 90 Prozent der Verstorben­en kremieren, während es im Burgenland nur 15 bis 20 Prozent sind. Die Tendenz zur Feuerbesta­ttung steigt jedoch stark an.

Denn individual­isierte Bestattung­en liegen auch in Österreich schwer im Trend. Von der Beerdigung im Fair-Trade-Sarg aus Weidenrute oder Bambus bis hin zur Verwandlun­g in einen Diamanten – den Wünschen sind (fast) keine Grenzen gesetzt. In Wien gibt es seit Kurzem sogar die Möglichkei­t, den eigenen Sarg (oder den eines geliebten Verstorben­en) in Do-it-yourselfMa­nier zu gestalten (siehe unten).

Bei Menschen ab 30 Jahren stehen laut einer neuen Umfrage von Meinungsfo­rscher Peter Hajek insbesonde­re Naturbesta­ttungen hoch im Kurs. Wobei Wald- und Baumbestat­tungen auf der Beliebthei­tsskala ganz oben rangieren. Das meist genannte Motiv war übrigens, dass sich nach der Beerdigung einer (biologisch abbaubaren) Urne niemand um die Grabpflege kümmern müsse. Und gar nicht so wenige möchten nach ihrem Ableben einfach ein Teil der Natur werden (bzw. bleiben).

Natürlich spielen auch finanziell­e Überlegung­en eine Rolle, weil die jährliche Grabgebühr entfällt. Apropos Kosten – die variieren je nach Bestattung­sart massiv. So blättert man für eine Flugbestat­tung 3.435 Euro hin, ein Plätzchen unterm Baum im Klosterwal­d von Kirchberg am Wechsel (NÖ) gibt es ab 800 Euro (auf dem Kahlenberg­er Waldfriedh­of in Wien kostet Selbiges 1.800 bis 4.500 Euro) und eine Donaubesta­ttung kommt auf 2.780 Euro.

Möglich macht diese Vielfalt eine Reihe von Profession­isten. Der KURIER stellt fünf von ihnen vor.

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Friedhöfe – hier: der erstmals direkt zugänglich­e Friedhof der Namenlosen in Wien – sind Orte des Gedenkens. Viele wollen die klassische Grabbestat­tung aber nicht mehr

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