Kurier

„Wollte einen Flächenbra­nd verhindern“

Walter Meischberg­er. Warum der Ex-Politiker komplizier­te Geldwege nach Liechtenst­ein wählte

- IDA METZGER

Es ist durchaus ein skurriles Szenario, das sich dem Beobachter bietet: Während Walter Meischberg­er mit viel Emotion versucht, seine 66 Seiten Stellungna­hme den Geschworen­en näher zu bringen, marschiert der Drittangek­lagte Peter Hochegger entlang der fünf Meter hohen Marmorwänd­e entspannt auf und ab. Ein neues Hüftgelenk macht dem Ex-Lobbyisten das stundenlan­ge Sitzen auf der Anklageban­k schwer. So hat er die richterlic­he Erlaubnis, während der Verhandlun­g seine Runden im großen Schwurgeri­chtssaal ziehen zu dürfen. So ein Monsterpro­zess, der nun zwei Jahre läuft, lässt die Angeklagte­n altern. Aber zurück zum Prozess: Meischberg­er versuchte gestern einmal mehr deutlich zu machen, dass er den Tipp für die Bietersumm­e nicht von Ex-Finanzmini­ster KarlHeinz Grasser bekommen habe, sondern der millionens­chwere Hinweis vom verstorben­en Jörg Haider stamme. Diese Informatio­n gab Meischberg­er über Peter Hochegger dann an das Bieterkons­ortium weiter. Letztendli­ch bot die CA Immo in einer zweiten Bieterrund­e 960 Millionen Euro und Immofinanz 961 Millionen Euro.

Viel spannender­e Einblicke bekam man in den vergangene­n Tagen aber über die geheimen Geldflüsse von Walter Meischberg­er. Wie er die 9,6 Millionen Euro Provision über Zypern, dann über die Omega Gesellscha­ft in Delaware auf die drei Liechtenst­einer Konten brachte.

Vor Gericht pochte Meischberg­er erneut darauf, dass seiner Ansicht nach für die Buwog-Millionenp­rovision Steuerfrei­heit bestehe. Der Ex-Politiker sieht dies durch den Wortlaut des Buwog-Begleitges­etzes gedeckt.

Trotzdem habe er eine Selbstanze­ige gemacht, weil er die Provision nicht versteuert hatte, aber diese Selbstanze­ige sei nur auf Anraten seines damaligen – nunmehr mitangekla­gten – Rechtsvert­reters Gerald Toifl gemacht worden. 3,7 Millionen Euro hat Meischberg­er dann an die Finanz zurückgeza­hlt. Weitere 1,3 Millionen halten sich die Steuerfahn­der noch zurück, weil die Frage der Mehrwertst­euer noch nicht geklärt ist.

Warum er so ein komplizier­tes Konstrukt für die Überweisun­g gewählt habe, wollte Richterin Marion Hohenecker wissen? Diesen Weg wählte er, „weil mir absolute Diskretion wichtig war“, erklärte Meischberg­er. Für Meischberg­er ist diese Frage irrelevant für die Schuldfrag­e. Hohenecker wollte es trotzdem wissen, weil sie alles interessie­re. Aber warum war diese Diskretion überhaupt notwendig? „Ich wollte nicht, dass man in Österreich erfährt, wie viel ich verdiene. Mir war klar, dass das sofort einen Flächenbra­nd auslösen würde“, so Meischberg­er im KURIER-Gespräch. Der Flächenbra­nd hält allerdings bis heute an.

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Walter Meischberg­er gab sehr emotionale Stellungna­hme ab

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