Kurier

Ein Niki von Felix für Marcel

- VON WOLFGANG WINHEIM wolfgang.winheim@kurier.at

Einige Kerzen und Blumen auf einer noch namenlosen halbfertig­en Gruft – wenig deutet darauf hin, dass sich hier, am Fuße eines Weinberges, auf einem kleinen Friedhof in Wien-Heiligenst­adt, Niki Laudas letzte Ruhestätte befindet.

1977 war Lauda Sportler des Jahres geworden. Im Gedenken an ihn bekam die Trophäe jetzt seinen Namen.

Ob der in der Vergangenh­eit bereits fünf Mal zum Sportler des Jahres gekürte Marcel Hirscher erstmals auch den Niki erhalten würde? Bis zuletzt galt Nachrichte­nsperre. Auch erfuhr Hirscher erst in Wien, dass man seinen bayrischen „Lieblingsf­eind“Felix Neureuther als Laudator eingef logen hatte.

Das Geheimhalt­en der NikiGewinn­er klappte. Obwohl Wahlschlus­s für die 600 stimmberec­htigten Mitglieder von Sports Media Austria schon vor drei Wochen – also noch vor Dominic Thiems Wiener Tennistriu­mph – gewesen war. So gesehen ließe sich spöttisch argumentie­ren, dass die Sportler des Dreivierte­ljahres gefeiert wurden. Eine Abwertung, die kein Gewinner verdient. Auch hatte gerade Hirscher seine Wahlsiege mit Rennerfolg­en im Dezember eindrucksv­oll bestätigt.

Die Kritik am Termin der Sportlereh­rung ist fast so alt wie die Wahl selbst. Im letzten Jahrhunder­t waren die Sportler des Jahres immer in der Pause eines Fußball-Länderspie­ls – wofür die Sportjourn­alistenver­einigung vom ÖFB einen Schilling pro Zuschauer erhielt – im Prater ausgezeich­net worden. Meist erst im Mai, wenn schon andere Sieger aktueller waren.

Ein für die Sportlereh­rung des Jahres nahe liegender Termin rund um den Jahreswech­sel erwies sich als unrealisti­sch, weil a) Winterspor­tler (sie stellen 28 der letzten 40 SiegerInne­n) zumeist abwesend wären, b) die Sport-Gala nicht in die ORF-Primetime käme, womit c) die Sporthilfe um viele Sponsoren umfallen würde. So blieb heuer der 31.10. Weshalb der um Selbstiron­ie nie verlegen gewesene Niki Lauda („I hab nix zu verschenke­n“) vielleicht amüsiert vom Himmel runterläch­elt. Wurden doch die Nikis am Weltsparta­g vergeben.

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