Für jeden Toten den richtigen Baum
Christian Berners Büro ist die Natur. Seit 29 Jahren kümmert sich der Wiener um den Forst in Kirchberg am Wechsel (Bezirk Neunkirchen). Dass seine Aufgabe eines Tages darin bestehen würde, Menschen bei der Wahl ihrer letzten Ruhestätte zu unterstützen, hätte er nie gedacht.
Anfang Oktober eröffnete die Naturbestattung „Klosterwald“ihre erste Fläche in Niederösterreich. Verstorbene werden hier unter einem selbst ausgesuchten Baum mitten im Wald bestattet. „Das Sterben ist ein Thema, das bespricht man nicht schnell beim Morgenkaffee“, meint Berner. Eher bei einem Waldspaziergang. Dabei nimmt der 61-Jährige eine Vorauswahl vor und markiert gesunde und starke Bäume, die auch noch in 100 Jahren stehen werden: „Wir denken nachhaltig und pflanzen Ahorn, Tanne oder Buche, die sind klimafitter als die Fichte.“
Die Urne wird 80 Zentimeter tief, nicht zu nah am Wurzelwerk, in der Erde vergraben, und verrottet. Die Grabpflege übernimmt die Natur. Der Wald soll ein Wald bleiben, es darf kein Friedhofsschmuck aufgestellt werden. Einzig eine kleine Namensplakette im Stamm erinnert an die hier Liegenden.
Vor Kurzem war Berner mit einem älteren Ehepaar unterwegs: „Der Mann hat ein Foto von sich und dem Baum gemacht und es seinen Enkerl geschickt und gefragt, ob der Baum zu ihm passt. Den Menschen ist es wichtig, ihre Angehörigen mitentscheiden zu lassen.“
Forstmeister Christian Berner hilft bei der Auswahl der letzten Ruhestätte