Bleistiftspitzer vs. Zwirn
Österreichischer Buchpreis. · Zum vierten Mal, der KURIER stellt die fünf Finalisten-Bücher kurz vor · ·
Wer folgt auf Friederike Mayröcker (mit „fleurs“, 2016), Eva Menasse („Tiere für Fortgeschrittene“, 2017) und Daniel Wisser („König der Berge“, 2018)? Montagabend wird der Österreichische Buchpreis, dotiert mit 20.000 Euro, zum vierten Mal verliehen, und im Gegensatz zum Deutschen Buchpreis, der allen deutschsprachigen Autorinnen und Autoren offensteht, bleiben die Österreicher unter sich.
Fünf sind im Finale, zwei Frauen und drei Männer, und anders als in früheren Jahren, als es logische Favoriten gab, ist die KURIER-Wertung bei allen Nominierten in etwa gleich.
Gleich gut.
Alle Bücher möchte man lesen ...
Erzählt jemand von seinem Bleistiftspitzer, der nicht funktioniert, und von seinen fadenscheinigen Servietten, dann muss es sich um den Salzburger handeln, damit man nicht einschläft. Sondern mit ihm vom Zimmer aus in die Welt reist. Ist es ein eitles Unterfangen? Das Buch zeigt Selbstironie. Und: Bei Karl-Markus Gauß gefährdet das Lesen die Dummheit ganz besonders.
War auch im Finale um den Deutschen Buchpreis. Die Wienerin holt Leichen aus dem Keller – die Vergangenheit kommt hoch. Das geschieht in dem Ort Groß-Einland, der für Österreich steht, wo die Erde nicht mehr verdauen kann, was man in ihr versteckt hat, z. B. Zwangsarbeiter, die einbetoniert wurden. Über dem Dorf thront, wie bei Kafka, das Schloss. Surreal, grotesk ... und nahe der Wahrheit.
Da geht ein Mann in Oslo spazieren. Das ist untypisch für den Grazer Schriftsteller. So alltäglich! Aber der Mann ist nicht allein, er hat ein Or. Richtig, ein Or. Da fliegt ein Mann nach Kanada. Beim Zoll zeigt er seinen Zwirn. WAS? Die Erzählungen beginnen normal, ehe etwas in ihnen abhebt. Müssen wir nicht viel verrückter sein? Clemens J. Setz geht mit gutem Beispiel voran. gefunden („Die Freiheit der Fische“) – jetzt für Verzweiflung und Wahnsinn. Die Sprache ist rot.