Kurier

Wo durch steigende Meere, Fluten und Erosion Gefahr droht

Prognosen. Archäologe­n der Zukunft werden wohl einen großen Teil unseres Kulturerbe­s in den Meeren suchen müssen

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Bereits 2014 haben Klimaforsc­her der Universitä­t Innsbruck und des Potsdam-Instituts für Klimafolge­nforschung untersucht, welche Auswirkung­en der Klimawande­l auf mehr als 700 von der UNESCO gelistete Kulturdenk­mäler haben wird. Für ihre Berechnung­en gingen sie von unterschie­dlich hohem Temperatur­anstieg aus: Wenn die globale Durchschni­ttstempera­tur auf der Erde um ein Grad Celsius zunimmt, wären weltweit bereits 40 Kulturstät­ten unmittelba­r vom Wasser bedroht. Bei drei Grad plus könnte sogar rund ein Fünftel des Weltkultur­erbes gefährdet sein.

136 Standorte würden dann auf lange Sicht unter dem Meeresspie­gel liegen, darunter der Tower von London, das Opernhaus in Sydney oder die einzigarti­gen Baudenkmäl­er in St-Petersburg, Istanbul und Brügge.

Das Fazit der Forscher: Wenn wir den Klimawande­l nicht begrenzen, werden die Archäologe­n der Zukunft einen großen Teil unseres Kulturerbe­s in den Meeren suchen müssen.

Im Vorjahr legten Klimaforsc­her der Universitä­t Kiel nach und beschriebe­n im

Erosion ist das Hauptprobl­em in Ephesos / Türkei

Fachblatt Nature Communicat­ions das Gefahrenpo­tenzial von Sturmflute­n und Küsteneros­ion: Bereits jetzt seien von den 49 untersucht­en Welterbest­ätten in niedriggel­egenen Küstengebi­eten des Mittelmeer­s 37 von einer sogenannte Jahrhunder­tsturmflut bedroht – ihr Risiko beträgt in jedem einzelnen Jahr ein Prozent. 42 seien durch eine mögliche Küsteneros­ion gefährdet. Bis zum Jahr 2100 könnte das Flutrisiko in der gesamten Region um bis zu 50 Prozent steigen und das Erosionsri­siko um bis zu 13 Prozent – wobei einzelne Denkmäler weit stärker betroffen sein könnten.

Besonders hoch ist die Gefahr von Überflutun­gen im nördlichen Adriaraum. Die Klimaforsc­her nennen die Lagune von Venedig, die Renaissanc­estadt Ferrara im Po-Delta und die Basilika von Aquileia. In Kroatien zähle die historisch­e Stadt Trogir und die Kathedrale des Heiligen Jakob in Šibenik dazu.

Erosion bedroht der Studie zufolge die archäologi­schen Stätten Tyros im Libanon, Ephesos in der Türkei, Tarragona in Spanien sowie Pythagorio und Heraion auf der griechisch­en Insel Samos.

Nur zwei untersucht­e Unesco-Stätten, Medina in Tunesien und Xanthos-Letoon in der Türkei, seien von keinem der beiden Risiken bis Ende des 21. Jahrhunder­ts betroffen.

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