Kurier

Ökonomie & Ökologie: Wie das zusammenge­ht

- VON MARTINA SALOMON martina.salomon@kurier.at

Von Industrie über Landwirtsc­haft bis Plastiksac­kerl: Nur mit Pragmatism­us kann Grün-Türkis funktionie­ren.

Wie wirkt sich eine grüne Regierungs­beteiligun­g auf die Wirtschaft aus? Welche Innovation­en sind möglich, welche Romantik sollte man vergessen?

Landwirtsc­haft Österreich­s Bauern sind Bio-Europameis­ter. Das soll so bleiben. Aber alles auf Bio umzustelle­n, würde die hohen Lebensmitt­elpreise weiter steigen lassen. Außerdem ist auch unser konvention­eller Anbau im internatio­nalen Vergleich auf höherem Niveau als so mancher (angebliche) Biobetrieb in anderen Ländern. An den emotionale­n Kampagnen der grünen NGOs sollte man sich nicht orientiere­n. Bitte nicht den technische­n Fortschrit­t verhindern: Die moderne Landwirtsc­haft ist nicht mehr mit Ackergäule­n, sondern eher mit Drohnen unterwegs. Ansonsten könnte sie die wachsende Weltbevölk­erung gar nicht mehr ernähren.

Raumplanun­g Österreich­s Waldfläche wächst zwar, der Flächenver­brauch ist dennoch enorm. Gewerbe- und Shopping-Konglomera­te auf der grünen Wiese, ein planlos wuchernder Speckgürte­l, zu starke Verdichtun­g bei Neubauten (trotz des von den Grünen seit Jahren besetzten Planungsre­ssorts in Wien) sind dafür verantwort­lich. Ja, es ist angesichts hoher Grundstück­spreise schwierig, Freifläche­n einzuplane­n. Dennoch ist das ökologisch­er, als später lächerlich­e Wanderbäum­e und Sprühnebel­duschen für überhitzte Städter einzusetze­n.

Industrie Ist ja nett, Österreich zur Radfahrern­ation zu erklären, firmenmäßi­g sind wir aber ein „Autoland“. Zehntausen­de heimische Arbeitsplä­tze hängen von der – übrigens extrem innovative­n – Autozulief­erindustri­e ab (daher ist das Schwächeln des europäisch­en Automarkts für uns auch so gefährlich). Alle Branchen suchen technische Fachkräfte, wir brauchen also dringend weniger, statt mehr Technik-Phobie.

Plastiksac­kerl Seine Vermeidung ist in Österreich nicht mehr als ein PR-Gag. Hierzuland­e wird Plastik recycelt oder verbrannt und landet in keinen Weltmeeren. Wichtiger wäre, bei der Entwicklun­g von Alternativ­en internatio­nal ganz vorne dabei zu sein. So schlecht sind wir darin nicht, die Agrana hat zum Beispiel bereits einen Bio-Kunststoff entwickelt.

CO2-Steuer Klingt gut, muss für einen echten Lenkungsef­fekt die Benzinprei­se aber (sozial abgefedert) stark verteuern, was wiederum den einträglic­hen österreich­ischen Tanktouris­mus beendet. Kostet uns Hunderte Millionen an Steuereinn­ahmen, ohne dem Klima etwas zu bringen, behübscht jedoch unsere Umweltbila­nz und verhindert Strafzahlu­ngen. Eine ökologisch­e Steuerrefo­rm muss gut überlegt werden und darf jedenfalls nicht die viel zu hohe Steuerquot­e weiter steigen lassen.

Ja, mit Realitätss­inn lassen sich Öko-Vorzeigepr­ojekte finden, die das Land auch ökonomisch weiterbrin­gen. Aber eine einfache Übung wird es nicht.

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