Kurier

Tag der Entscheidu­ng: Wird es jetzt ernst mit ÖVP und Grünen?

Regierungs­verhandlun­gen. Kogler muss erst sein Parteigrem­ium überzeugen

- VON RAFFAELA LINDORFER

Man stelle sich vor: Werner Kogler tritt heute, 16 Uhr, vor die Medien und erklärt, seine Grünen wollen nicht mit der ÖVP verhandeln. Opposition­sbank, Schluss, aus der Traum von der Regierung.

Nein, unvorstell­bar, sagt Politikber­ater Thomas Hofer. Ebenso glaubt er nicht, dass sich ÖVP-Chef Sebastian Kurz nach den internen Beratungen zu einem „Nein, danke“entschließ­t. „Für ÖVP und Grüne ist die einzig richtige Entscheidu­ng, jetzt zu verhandeln und der Bevölkerun­g zu beweisen, dass sie es wirklich ernsthaft miteinande­r versuchen wollen“, sagt er. „Ob es zu einem Abschluss kommt, steht freilich auf einem anderen Blatt.“

15 grüne Stimmen nötig

Kogler muss heute seinen erweiterte­n Bundesvors­tand (das ist der Vorstand plus u. a. Ländervert­reter, Delegierte aus dem Nationalra­t, dem EU-Parlament) überzeugen. Der Parteichef wird in der Wiener Urania aus den Sondierung­en berichten. Bei der anschließe­nden Abstimmung braucht er 15 der 29 Stimmberec­htigten auf seiner Seite.

Das Ergebnis erwartet man bei der ÖVP mit Spannung: Der Grad der Zustimmung zeige natürlich, ob die Grünen hinter Kogler den

Weg, der in den Sondierung­en begonnen wurde, mitgehen, heißt es aus der ÖVP: „Wenn nur die nötigen 15 Personen dafür sind, macht das nicht gerade zuversicht­lich.“

Oder wird’s doch die FPÖ?

Parteichef Kurz will am Montagvorm­ittag bekannt geben, mit welcher Partei er in Regierungs­verhandlun­gen eintritt. 2017 war schnell klar, dass es die FPÖ wird (siehe Grafik), die Verhandlun­gen verliefen dann ebenfalls recht zügig.

Johanna Mikl-Leitner, Landeshaup­tfrau in Niederöste­rreich, verriet Ö1-„Journal zu Gast“am Samstag keine Präferenz. Auch eine Koalition mit der FPÖ schließt sie nicht ganz aus. „Das ist immer eine Frage der Alternativ­en“, sagte sie.

Skepsis äußerte die ExGrün-Abgeordnet­e und ehemalige Volksanwäl­tin Terezija Stoisits im profil. Die Menschenbi­lder von ÖVP und Grünen seien nicht kompatibel, denn: „Kurz hat eine Law-and-Order-Politik mit autoritäre­n Zügen vertreten.“

Zuversicht­licher ist da Altbundesp­räsident Heinz Fischer. „Meine Prognose ist, dass um Weihnachte­n herum die österreich­ische Regierung zum ersten Mal eine Regierung mit den Grünen sein wird“, sagte Fischer am Samstag im Rahmen der Konferenz der Internatio­nalen Politikber­aterverein­igung (IAPC).

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