Vorarlberg Life, ein Mini-Europa
Dornbirn plus. Für Reinhold Bilgeri kommt nichts anderes infrage
Oho Vorarlberg. Für „Rockprofessor“und Regisseur Reinhold Bilgeri gibt es keinen geeigneteren Kandidaten für die europäische Kulturhauptstadt als Dornbirn (plus Feldkirch Hohenems Bregenzerwald, wie die Bewerbung offiziell heißt). Und das nicht nur, weil der gebürtige Hohenemser durchaus lokalpatriotisch ist: „Die Region repräsentiert Europa im Kleinen“, meint er in Hinblick auf die geografische Lage.
Sie sei mehr für den Titel prädestiniert als St. Pölten oder Bad Ischl. „Vorarlberg ist schon jetzt – als Vierländereck – gut mit Süddeutschland, der Schweiz und Liechtenstein vernetzt und bildet eine wirtschaftlich und kulturell dynamische Region. Wir sind das Kalifornien Europas.“
Es scheint, als habe Bilgeri mit Autor und Erzähler Michael Köhlmeier das schon Anfang der 70er in der inoffiziellen Landeshymne „Oho Vorarlberg“vorausgeahnt: „Klein aber oho, holladrio.“
„Die Kulturhauptstadt würde nicht nur dem Land nachhaltig gut tun, sondern auch die Vernetzung weiter vorantreiben“, sagt er. Dabei habe das Bundesland schon eine enorme Entwicklung hingelegt. „Vorarlberg war auf der einen Seite ein Durchzugsgebiet, auf der anderen Seite stockkonservativ.“Junge Menschen hätten sich in den 60erund 70er-Jahren nach einer Universität gesehnt.
Es blieb beim Wunsch. Denn die Politik hatte Angst vor einer Hochschule. Mit
Entsetzen blickte man in den 60ern gen Deutschland, wo Studenten mit Nachdruck und eben nicht nur friedlich für ihre Ideale protestierten.
Auch wenn keine Uni kam, die Tage des Miefs der Nachkriegszeit waren schön langsam gezählt. „Man spürte damals den Hunger der Jungen, in die Welt hinauszugehen, die Enge zu sprengen.“Viele taten das, gingen ins Ausland studieren – kamen wieder und engagierten sich. So riefen Künstler als Gegenpol zu den mondänen Bregenzer Festspielen die „Randspiele“ins Leben. Michael Köhlmeier gründete mit Konrad Paul Liessmann das Philosophicum Lech.
Aufbruch in die Zukunft
Die Bemühungen sollten sich bezahlt machen: „In den 80ern und 90ern war zu spüren, dass Vorarlberg in eine neue Zukunft aufbricht.“Heute sei man etwa in Architektur und etlichen Wirtschaftszweigen Weltspitze. Der Aufbruchsimpuls sei damals nicht von der Politik ausgegangen, sondern „immer durch eine Zivilgesellschaft. Jetzt sind auch die Bürgermeister mit dabei“.
Und noch was spreche für „Dornbirn plus“als Kulturhauptstadt – hier haben sich immer wieder unterschiedliche Völker niedergelassen: Römer, Alemannen, Walser, Rätroromanen, Südtiroler, Menschen aus Ex-Jugoslawien und später dann aus der Türkei: „Das Spezifische ist, dass sie, so wie auch Flüchtlinge von heute, gut integriert wurden.“