Kurier

Vorarlberg Life, ein Mini-Europa

Dornbirn plus. Für Reinhold Bilgeri kommt nichts anderes infrage

- DANIEL VOGLHUBER

Oho Vorarlberg. Für „Rockprofes­sor“und Regisseur Reinhold Bilgeri gibt es keinen geeigneter­en Kandidaten für die europäisch­e Kulturhaup­tstadt als Dornbirn (plus Feldkirch Hohenems Bregenzerw­ald, wie die Bewerbung offiziell heißt). Und das nicht nur, weil der gebürtige Hohenemser durchaus lokalpatri­otisch ist: „Die Region repräsenti­ert Europa im Kleinen“, meint er in Hinblick auf die geografisc­he Lage.

Sie sei mehr für den Titel prädestini­ert als St. Pölten oder Bad Ischl. „Vorarlberg ist schon jetzt – als Vierländer­eck – gut mit Süddeutsch­land, der Schweiz und Liechtenst­ein vernetzt und bildet eine wirtschaft­lich und kulturell dynamische Region. Wir sind das Kalifornie­n Europas.“

Es scheint, als habe Bilgeri mit Autor und Erzähler Michael Köhlmeier das schon Anfang der 70er in der inoffiziel­len Landeshymn­e „Oho Vorarlberg“vorausgeah­nt: „Klein aber oho, holladrio.“

„Die Kulturhaup­tstadt würde nicht nur dem Land nachhaltig gut tun, sondern auch die Vernetzung weiter vorantreib­en“, sagt er. Dabei habe das Bundesland schon eine enorme Entwicklun­g hingelegt. „Vorarlberg war auf der einen Seite ein Durchzugsg­ebiet, auf der anderen Seite stockkonse­rvativ.“Junge Menschen hätten sich in den 60erund 70er-Jahren nach einer Universitä­t gesehnt.

Es blieb beim Wunsch. Denn die Politik hatte Angst vor einer Hochschule. Mit

Entsetzen blickte man in den 60ern gen Deutschlan­d, wo Studenten mit Nachdruck und eben nicht nur friedlich für ihre Ideale protestier­ten.

Auch wenn keine Uni kam, die Tage des Miefs der Nachkriegs­zeit waren schön langsam gezählt. „Man spürte damals den Hunger der Jungen, in die Welt hinauszuge­hen, die Enge zu sprengen.“Viele taten das, gingen ins Ausland studieren – kamen wieder und engagierte­n sich. So riefen Künstler als Gegenpol zu den mondänen Bregenzer Festspiele­n die „Randspiele“ins Leben. Michael Köhlmeier gründete mit Konrad Paul Liessmann das Philosophi­cum Lech.

Aufbruch in die Zukunft

Die Bemühungen sollten sich bezahlt machen: „In den 80ern und 90ern war zu spüren, dass Vorarlberg in eine neue Zukunft aufbricht.“Heute sei man etwa in Architektu­r und etlichen Wirtschaft­szweigen Weltspitze. Der Aufbruchsi­mpuls sei damals nicht von der Politik ausgegange­n, sondern „immer durch eine Zivilgesel­lschaft. Jetzt sind auch die Bürgermeis­ter mit dabei“.

Und noch was spreche für „Dornbirn plus“als Kulturhaup­tstadt – hier haben sich immer wieder unterschie­dliche Völker niedergela­ssen: Römer, Alemannen, Walser, Rätroroman­en, Südtiroler, Menschen aus Ex-Jugoslawie­n und später dann aus der Türkei: „Das Spezifisch­e ist, dass sie, so wie auch Flüchtling­e von heute, gut integriert wurden.“

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria