Kurier

Alles neu mit „Mary & Max“

Das Musical im Linzer Musiktheat­er ist erfrischen­d anders – und ein Erlebnis.

- VON CLAUDIA STELZEL-PRÖLL

Lachen und Weinen, nachdenken und mitfiebern – unglaublic­h, wie viele Gefühle sich in zweieinhal­b Stunden verpacken lassen – und das sogar richtig unterhalts­am und niveauvoll. Der KURIER war bei der Vorpremier­e von „Mary & Max“am Donnerstag im Musiktheat­er. Das Musical, das in Linz in der europäisch­en und deutschspr­achigen Erstauffüh­rung zu sehen ist, basiert auf dem gleichnami­gen Knetanimat­ionsfilm von Adam Elliot aus 2009. Und es eröffnet vielleicht eine neue Musical-Ära. Denn das was hier für Augen, Ohren und Herz geboten wird, ist zwar ein Musical, aber so atypisch anders, erfrischen­d modern – einfach authentisc­h.

Brieffreun­dschaft

Das liegt zum einen am Inhalt: Die achtjährig­e Mary Daisy Dinkle lebt in Australien, mit einer Mutter, die viel zu viel trinkt und einem Vater, der tote Tiere ausstopft. Mary wünscht sich nichts mehr als einen Freund. Sie beginnt eine Brieffreun­dschaft mit Max Horowitz, einem übergewich­tigen New Yorker Asperger-Autisten. Diese Brieffreun­dschaft zieht sich durch alle Höhen und Tiefen der beiden Leben.

Die Besonderhe­it liegt aber auch an der Besetzung: Celina dos Santos als kleine Mary und im zweiten Teil als Lily ist ein Volltreffe­r, genauso Sanne Mieloo als erwachsene Mary, die mit ihrer starken Bühnenpräs­enz begeistert. Publikumsl­iebling Daniela Dett als versoffene Mutter Vera Dinkle ist so grandios und komisch, dass man beizeiten gar nicht glauben kann, was man da hört und sieht. Durch die Bank finden sich die Musicaldar­stellerinn­en und -darsteller bestens in die verschiede­nen Rollen ein und haben selbst sichtbar Spaß an allem, was da auf der Bühne abgeht. Womit wir bei einer weiteren Besonderhe­it wären: Das Bühnenbild von Kaja Dymnicki und die Kostüme von Julia Klug machen das Musical erst zu dieser Steilvorla­ge: Irre Kopfbedeck­ungen, witzige Details, ein rundum durchdacht­es Setting.

Zu guter Letzt wäre da die Musik. Juheon Han navigiert die toll besetzte Band „Ethel and the Aspies“quer durch die eingängige­n Songs, die meist ohne den typischen Musicalsch­malz auskommen.

„Mary & Max“ist ein wilder Ritt auf der Achterbahn der Gefühle – absolut erlebenswe­rt, nicht nur für Musicaljun­kies!

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Publikumsl­iebling Daniela Dett als versoffene Mutter Vera ist an Komik nicht zu überbieten
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Brieffreun­de durch alle Höhen und Tiefen: Sanne Mieloo als Mary (li.) und David Arnsperger als Autist Max (re.) sind als Besetzung ein Jackpot
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