Kurier

Junge Menschen lenken und formen

Wolfgang Adler wurde zu Österreich­s „Trainer des Jahres“geadelt

- GERHARD MARSCHALL

Leichtathl­etik.

„Ich fühle mich nicht als Supertrain­er“, sagt einer, der soeben als Bester seines Fachs ausgezeich­net worden ist. Wolfgang Adler ist Österreich­s „Trainerper­sönlichkei­t des Jahres“. Zudem ist ihm vom Europäisch­en Leichtathl­etik-Verband der „European Athletics Coaching Award“verliehen worden.

Das sei Anerkennun­g für jahrelange Arbeit, freut sich Adler, um sogleich zu relativier­en: „Es ist im Sport nicht immer so, dass Arbeit gleichzeit­ig Erfolg bedeutet.“Es brauche auch Glück. „Ich bin demütig“, sagt der 56-Jährige aus Eidenberg im Mühlvierte­l, und es kommt nicht kokett daher. Auch nicht sein Bekenntnis zum Miteinande­r. Er teilt die ihm zuteil gewordene Ehre mit seinem Team: Physiother­apeuten, Ernährungs­wissenscha­ftler, Mediziner, Psychologe­n. Zudem versteht er sich als „Stellvertr­eter für alle, die ebenso hart arbeiten, gerade auch in Sportarten, die keine große öffentlich­e Präsenz haben“.

Wille und Fleiß

Adler ist seit 1999 Landestrai­ner und leitet das Talentezen­trum. Aktuell werden dort von ihm und zwei weiteren Trainern 16 Athleten betreut. Auf Talent alleine komme es freilich nicht an, entscheide­nd seien vielmehr Wille und Trainingsf­leiß, ist Adler überzeugt: „Wenn du die Bereitscha­ft dazu hast, kannst du richtig gut werden.“Verena Preiner zum Beispiel. Die Siebenkämp­ferin hat

Bescheiden­heit und Profession­alität zeichnen ihn aus: Wolfgang Adler

Als Sportlerin des Jahres ausgezeich­net: Verena Preiner

heuer einen neuen österreich­ischen Rekord (6.591 Punkte) aufgestell­t und obendrein WM-Bronze gewonnen. „Ich bin der Verena unheimlich dankbar, dass ich diese Saison mit allen Erfolgen bis hin zur Medaille mit ihr erleben durfte“, sagt Adler.

Preiner gibt den Dank postwenden­d retour: „Ohne

ihn wäre ich nicht da, wo ich jetzt bin. Es muss auch menschlich funktionie­ren. Wir kennen uns sehr gut und wissen, wie der andere tickt.“Als „konsequent und zielstrebi­g“, beschreibt sie ihren Coach, mit dem sie seit neun Jahren zusammenar­beitet: „Für ihn gibt es das nicht, dass etwas nicht funktio

niert, dass man etwas nicht kann. Wir gehen auch nie aus einem Training, ohne etwas erreicht zu haben“, erzählt sie. Und: „Der Wolfi ist einer, der sich über alles Gedanken macht.“Wenn etwas nicht perfekt laufe, beschäftig­e ihn das. Preiner: „Ich glaube, er kann dann eine Nacht nicht gut schlafen.“

Respekt

„Lenken und formen“, darum gehe es ihm bei seiner Arbeit im Kern, sagt Adler. Er begleite junge Menschen auf einem Stück ihres Weges, in ihrer sportliche­n wie persönlich­en Entwicklun­g. „Das ist eine Riesenvera­ntwortung, die ich fühle und der ich gerecht werden will.“Im Spitzenber­eich gehe es darüber hinaus um „Leistungso­ptimierung bei allem Respekt vor dem Menschen“. Soll heißen: Erfolg nicht um jeden Preis. Nur wer sich wohlfühle und Freude habe, könne Bestleistu­ngen erbringen, lautet Adlers Credo. Dennoch müsse man „auch dorthin gehen, wo es unangenehm ist“, bringt er den Zusammenha­ng von Trainingsq­ual und Erfolg auf den Punkt: „Weltspitze wirst du nicht auf der Couch.“

Adler ist Sportwisse­nschaftler mit Trainerdip­lom. Theorie sei wichtig, aber nur das eine. „Entscheide­nd ist nicht alleine das Fachwissen, sondern auch, wie man es vermittelt.“Die Informatio­n müsse bei den Athleten ankommen. Und das sei individuel­l zu gestalten. Nicht zuletzt aus seiner aktiven Zeit als Leistungss­portler weiß er, worauf es ankommt.

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