Kurier

TELLERRAND

- Axel.halbhuber@kurier.at

Ich bin derzeit durchgehen­d nostalgisc­h, und das hat viel mit Essen zu tun. Vor genau zehn Jahren steckte ich in einer einjährige­n Weltreise. Genau heute kam ich dabei in Peru an. Vom Flughafen weg ließ ich die Hauptstadt Lima liegen, gleich mit dem Bus an der Küste entlang, gleich auf den „Gringotrai­l“: Fast alle Touristen machen beim ersten Perutrip diese Nazca-Arquipa-Titicacase­e-Cusco-MachuPicch­u-Runde. Um mir das Gringohaft­e möglichst schnell abzustreif­en, verließ ich die Route aber nach vier Stunden, den Abstecher zur Halbinsel Paracas machen nicht viele. Dort liegen auch die Islas Ballestas, die „Poor Men Galapagos“-Inseln. Mit vielen, vielen Tieren. Und einem (damals noch) entzückend kleinen Strandort.

Als ich dort an einem Tisch am Wasser wunderbare­n Fisch aß, zubereitet von der Frau eines Fischers, dachte ich an das, was in den vergangene­n drei Monaten auf meinen Tellern gelegen war. Ich hatte die Weltreise in Lateinamer­ika gestartet, mit einer viel zu großen Portion Mut, alles kosten zu wollen, ohne die Landesspra­chen ausreichen­d zu beherrsche­n. In den Highlands von Guatemala brachte mir das ausgelöste Schnecken – in einer hervorrage­nden Sauce – ein, aber eben Schnecken. Weil ich viel zu selten beim Bestellen nachfrage (ich liebe die Überraschu­ng), lernte ich zu spät, was riñones sind (ich liebe keine Nieren). Und, dass Huhn in dieser Ecke der Welt in einer dicken BitterScho­ko-Sauce daherkommt.

Die verbreitet­ste kulinarisc­he Mutprobe jedes Perureisen­den ist das Verspeisen des Nationalge­richts „Cuy“. Aber den Geschmack des gebratenen Meerschwei­nchens kann nicht einmal die Nostalgie reparieren.

 ??  ?? Orte behält man am besten über das Essen im Kopf. Nicht immer sind das gute Erinnerung­en, findet der Weltreise-nostalgisc­he Axel N. Halbhuber
Orte behält man am besten über das Essen im Kopf. Nicht immer sind das gute Erinnerung­en, findet der Weltreise-nostalgisc­he Axel N. Halbhuber

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