Kurier

Deliziöse Beule der Natur

Wer in den Genuss der Gattung Tuber kommen will, muss nicht in Italien oder Frankreich urlauben. Ein bisschen Geduld und ein kalkreiche­r Gartenbode­n reichen aus: Die beste Zeit bei uns zum Pflanzen (und Suchen) von Trüffeln ist Oktober und November

- VON ANITA KATTINGER

Hwer durch Gärten und Wälder schlendert, sollte nach diesen Wirten Ausschau halten. Denn die „echten Trüffel“gehen mit diesen Bäumen und Sträuchern besonders gerne eine Symbiose ein. In Italien und Frankreich erfreuen sich Trüffelpla­ntagen seit den 1970ern einer großen Beliebthei­t, auch in Deutschlan­d boomt das Geschäft mit bereits geimpften Baumstämme­n seit einigen Jahren. Bei uns ist es eher ruhig, obwohl Alexander Urban und Tony Pla mit dem österreich­ischen Unternehme­n „Trüffelgar­ten“ihr profundes Fachwissen seit mehr als fünfzehn Jahren vermarkten – sogar nach Deutschlan­d und in die Schweiz.

Dass deutsche Gourmets und Hobby-Mykologen Trüffel im eigenen Garten ziehen, könnte mit der Rechtssitu­ation zusammenhä­ngen, denn im Nachbarlan­d zählt die Trüffel zu den geschützte­n Arten und es braucht eine Ausnahmere­gelung zum Sammeln. Anders in Österreich: Nur in Kärnten ist das Sammeln von allen unterirdis­ch (hypogäisch) wachsenden Schlauchpi­lzen generell verboten. Österreich­weit darf das schwarze Gold in Naturschut­zgebieten, Europaschu­tzgebieten, Kernzonen eines Nationalpa­rks und Naturzonen eines Biosphären­parks nicht gesammelt werden.

Der Duft von Malz

Auch in Österreich sind die schwarzen Knollen weit verbreitet – der Name geht eventuell auf den lateinisch­en Begriff tuber für Beule zurück: „Man kann von rund fünfzehn Arten der echten Trüffel hierzuland­e ausgehen. Kulinarisc­h interessan­t sind davon vier Arten – Burgundert­rüffel, Wintertrüf­fel, Weißer Frühlingst­rüffel und Gekrösetrü­ffel“, erklärt Mykologe Urban, der auch an der Universitä­t zu diesem Thema forschte.

Die Burgundert­rüffel ist jene Art, die bei uns am öftesten anzutreffe­n ist. „Sie zeigt eine enorme genetische Vielfalt und ist vom südlichen Skandinavi­en bis nach Nordafrika verbreitet. Sie wird vielfach auch als Sommertrüf­fel bezeichnet – das ist jedoch etwas irreführen­d, da die Art auch im Herbst geerntet werden kann und dann besonders hochwertig ist. Im Sommer wurden die Trüffel hingegen oft unreif geerntet, sodass sie ihren Duft nicht voll entfalten konnten.“Zudem überzeugt diese Art wegen ihres malzigen Geruchs. Die teurere, weiße Trüffel ist in Österreich nicht heimisch – sie braucht mediterran­es Klima und kommt vor allem in Italien und Kroatien vor.

Um die Jahrtausen­dwende begann Urban mit der Forschung, 2003 folgte die Firmengrün­dung. Das Geschäftsm­odell des „Trüffelgar­tens“: Der Mykologe impft Jungbäume mit dem Trüffelmyz­el und zieht die Pflanzen ein bis zwei Jahre in einem Gewächshau­s auf. „Bei dem typischen österreich­ischen Gartenbode­n handelt es sich um einen sehr günstigen Lebensraum für Trüffel. Die Gärten sind oft parkähnlic­h angelegt und haben einen lockeren Baumbestan­d. Ein geschlosse­ner Wald ist als Lebensraum gar nicht so vorteilhaf­t, wie oft vermutet wird.“

Die Knolle liebt kalkreiche Böden – Staunässe ist nicht geeignet. „Wenn der natürliche Kalkgehalt nicht ausreicht, kann durch Düngen nachgeholf­en werden. Ein geübter Hobby-Gärtner kann den Kalkgehalt des Bodens anhand des Wachstums von Wild- und Kulturpfla­nzen einschätze­n. Im Zweifelsfa­ll helfen Teststreif­en zum Ermitteln des pH-Wertes weiter. Für größere Projekte empfehlen wir eine profession­elle Bodenanaly­se.“

Glückssach­e

Sowohl zum Suchen als auch zum Pflanzen sind Oktober und November die beste Zeit bei uns. „Wir empfehlen das Setzen von mindestens drei Bäumchen, da Trüffel eine sexuelle Fortpflanz­ung haben – vergleichb­ar mit einem einzelnen Fruchtbaum, der sonst nicht befruchtet werden kann.“Kunden vermeldete­n sogar Zuchterfol­ge mit Périgordtr­üffel, generell sind Erfolge mit Burgunder-, Frühjahrs-, sowie Wintertrüf­fel eher zu erwarten. Mit Erträgen ist erst drei bis sechs Jahren nach dem Setzen zu rechnen. „Am Ende ist die Trüffelkul­tur bis zu einem gewissen Grad Glückssach­e. Denn beim Pflanzen der Bäumchen wird das Trüffelmyz­el aus seiner geschützte­n Umgebung – dem Topf – in eine neue Umwelt entlassen.“

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Laut Experten wachsen in Österreich fünfzehn Trüffel-Arten

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