A wie Apfel
Das beliebteste Obst der Österreicher hat viel mehr zu bieten, als man glaubt. Die Wiederverwendung alter und fast vergessener Sorten eröffnet eine Vielfalt an Aromen. Sie zu entdecken lohnt sich
Falls Sie überlegen, sich einen Apfelbaum zuzulegen: Erstens ist jetzt im Herbst die beste Zeit zum Pflanzen. Zweitens sollten Sie bei der Sortenwahl überlegen, zu einer alten Sorte zu greifen. Sie tragen so klingende Namen wie Kronprinz Rudolf,
Gravensteiner, Steirische Schafsnase oder Maschanzker: Einige dieser Apfelsorten haben eine lange und erfolgreiche Karriere: So wurde etwa der oberösterreichische Brünnerling schon im 17. Jahrhundert in einer Enzyklopädie über die Aspekte der Landwirtschaft erwähnt. Kronprinz Rudolf ist dagegen fast ein Jungspund. Die Sorte wurde 1873 in einem steirischen Garten entdeckt, zu Ehren des kaiserlichen Thronfolgers nach ihm benannt und anlässlich der Weltausstellung präsentiert. Auch der Maschanzker hat seine Wurzeln in der Steiermark. 1877 wurde er erstmals beschrieben, dürfte aber ein noch älteres steirisches Urgestein sein.
Heute findet man etwa Kronprinz Rudolf-Äpfel mit ihren gelben, roten und grünen Backen sogar wieder vermehrt in Supermärkten. Soweit haben es andere alte Sorten (noch) nicht gebracht. Das liegt daran, dass alte Apfelsorten für den Erwerbsbau nicht attraktiv genug sind. Oft tragen sie nur jedes zweite Jahr Früchte. Und ist dies der Fall, reifen sie häufig unterschiedlich und die Ernte ist generell aufwendiger. Dazu kommt, dass es immer weniger der klassischen Streuobstwiesen gibt, wo hochstämmige, alte Apfelbäume vieler verschiedener Sorten für Biodiversität sorgen.
Die Vereinheitlichung begann vor mehr als hundert Jahren. Um 1900 waren in Österreich und Deutschland etwa 1.300 verschiedene Apfelsorten dokumentiert. Man geht aber davon aus, dass bis zu 3.000 existierten. Manche Sorten waren zum