Kurier

Thiem lässt Federer keine Chance

7:5, 7:5 – Perfekter Start für Österreich­s Star bei den ATP Finals in London

- AP / ALASTAIR GRANT

Als Roger Federer 2002 zum ersten Mal beim Saisonfina­le der besten acht Tennisprof­is aufschlug, war Stefanos Tsitsipas, einer der sieben Kontrahent­en des Schweizers bei den diesjährig­en ATP Finals, zarte vier Jahre alt.

Vielleicht strahlte der Grieche deswegen auch voller Stolz, als er im Vorfeld des Turniers bei der täglichen Bootsfahrt über die Themse zum Spielort in London einen Schnappsch­uss mit Federer schoss. So nah würden Millionen dem mittlerwei­le 38-Jährigen gerne kommen. Rund 1.000 Menschen zahlen kommende Woche gar ein kleines Vermögen, um Federer live zu erleben. Jedoch nicht auf einem Tennisplat­z, sondern bei einem Galadinner. Im Rahmen der „Roger Erfahrung“werden Super-VIPs einen Abend lang vom Schweizer Star in Argentinie­n unterhalte­n werden.

Für Federer ist nach dem letzten Aufschlag in London nämlich noch lange nicht Schluss. Während der 26-jährige Dominic Thiem, der ihm gestern Abend bei den Finals zum Auftakt gegenübers­tand (siehe Artikel unten), irgendwo in der Wärme seinen müden Körper entspannt, besteigt der Schweizer einen

Privatjet und tourt durch fünf Länder in Süd- und Mittelamer­ika.

Begleitet wird er bei den Schaukämpf­en von Alexander Zverev, was den beiden einiges an Kritik einbrachte. Denn wie auch Federer verzichtet der Deutsche deshalb auf das ab 18. November erstmals ausgetrage­ne Finalturni­er

des Daviscups in Madrid. Man kann Zverev Befangenhe­it unterstell­en, immerhin steht der 23-Jährige seit Kurzem bei jener Management­agentur unter Vertrag, die Federer selbst gegründet hat.

Mit Team 8 hat der Rekordsieg­er bei Grand-SlamTurnie­ren (20) seit 2013 die komplette und alleinige Kontrolle

über seinen Spielplan und seine Vermarktun­g.

Mittlerwei­le geht es Federer aber nicht mehr ausschließ­lich um persönlich­e Anliegen. Im Gegensatz zu seinem Freund und Langzeitri­valen Rafael Nadal, der sein imposantes Erbe in dessen Akademie auf Mallorca verwalten wird, dürfte Federer das Geschehen im Tenniszirk­us auch weit nach seinem Karriereen­de mitbestimm­en. Neben Zverev vertritt die Agentur etwa auch die neue Hoffnungst­rägerin im Damen-Tennis, die Amerikaner­in Coco Gauff.

Weiteren Einfluss gesichert hat sich Federer zudem im Sommer mit der Rückkehr in den ATP-Spielerrat nach fünfjährig­er Abwesenhei­t.

Der wahre Coup gelang ihm aber mit dem Laver Cup. Den jährlichen Teamwettst­reit zwischen einer Weltund einer Europaausw­ahl etablierte Team 8 gemeinsam mit dem australisc­hen Tennisverb­and im Jahr 2017.

Erfolgsges­chichte

Dieser Erfolgsges­chichte nicht entziehen konnten sich auch die Spielerver­einigung ATP und der Weltverban­d ITF. Beide nehmen bei den Planungen längst Rücksicht auf den Laver Cup. Wirkung zeigte das Entgegenko­mmen bei Federer kaum. Nach dem Daviscup verkündete der Star unlängst, auch die zweite Konkurrenz­veranstalt­ung, den neu eingeführt­en ATPCup für Nationalte­ams im Jänner, auszulasse­n.

Offizielle Begründung für die Absage: Federer wolle vor den Australian Open mehr Zeit mit seiner Familie verbringen. Stattdesse­n geht es vor dem Jahreswech­sel zu Schaukämpf­en nach Asien.

Kritik, so es sie gibt, fällt leise aus. Zu wichtig ist der 103-fache Turniersie­ger als Ticketsell­er und globaler Botschafte­r der Sportart. Hinter vorgehalte­ner Hand heißt es bei Managern und Veranstalt­ern jedoch: Federer hat immer recht.

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In Feierlaune: Der 38-jährige Schweizer Roger Federer hat in seiner Karriere 103 Tennisturn­iere gewonnen

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